Polizisten und Werwölfe: zwei äußerst unterschiedliche Spezies, die nur selten zusammenfinden. Und wenn, dann nur, weil unser Freund und Helfer von den Kiefern der pelzigen Mörderbestie zermalmt wird. Oder weil die Staatsmacht das Untier in die Enge treibt und mit Kugeln durchsiebt. So jedenfalls ergeht es dem unglücklichen Rucksacktouristen David in John Landis’ Klassiker „American Werewolf“. Was aber passiert wohl, wenn sich Jäger und Gejagter miteinander vermischen und gleich eine vollkommen neue Monster- und Berufsgattung dabei entsteht? Auf diese absurd-verwegene Idee ist Lowell Dean gekommen. Nach den Untoten in „13 Eerie“ nimmt sich der Regisseur mit dem Wolfsmenschen einer der klassischsten Gestalten des Horrorkinos überhaupt vor. Ohne dabei allzu respektvoll mit Mythologie und Regelwerk umzugehen. Wo sich Puristen jetzt bekreuzigen dürften, können Freunde der lockeren Genreunterhaltung aufatmen. Die erste Frage, die sich nach „WolfCop“ stellt, lautet nur: Wieso gab es das nicht schon eher?

Ganz ehrlich: Die Tradition mit dem Mondanheulen und Silberkugeln spielt in der Geschichte um den Kleinstadtsheriff Lou Garou (Leo Fafard) eh eine untergeordnete Rolle. Schließlich nimmt es Lou mit dem Dienst eher locker und wenn, dann nur, sofern die Ermittlungen an der Bar enden. In seinem Revier liegt sowieso der Hund begraben, bis er eines Nachts in eine Satansmesse platzt. Am nächsten Morgen plagen Lou enormer Bartwuchs und ein überempfindliches Paar Nase und Ohren. Selbst ohne fundiertes Fachwissen dürfte schon klar sein, was nun folgt. Doch Obacht, „WolfCop“ ist tatsächlich ein kleiner, günstiger Film, der sich seiner Stärken und Grenzen bewusst ist. Und wo andere Titel über mehrköpfige Haie und Riesenspinnen den Inbegriff von Trash mit haarsträubender Qualität unterminieren, spornte die Limitiertheit der Mittel hier erst zum Höhenflug an.

Der Clou ist nicht, dass ein Gesetzeshüter zum Werwolf wird, sondern dass dieser auch mit Ganzkörperbehaarung auf Streife geht. Bis es so weit ist und wir Zeuge einer wirklich ansehnlichen Transformation werden, nimmt sich der Film etwas Zeit, den Schauplatz Woodhaven und seine illustre kleine Schar an Einwohnern zu beleuchten. Dazu zählen unter anderem ein heißes Rotkäppchen, eine Räuberbande mit Schweinsmasken, der abergläubische beste Kumpel von Lou oder die Betreiber des örtlichen Drogenlabors. Es liegt also schon ein enormer Hauch von Irrsinn in der Luft, wenn unsere namensgebende Titelbestie schließlich im eigenen Wolfmobil auf Streife geht. Aber was dann folgt, ist die Erfüllung unerfüllter Trash-Hoffnungen. In erster Linie die der Rettung des Genres als Hort guter schlechter Unterhaltung. Schlechte Filme mit dümmlichen Storyeinfällen und noch schlimmerer Umsetzung gibt es genug. „WolfCop“ hingegen verkörpert die andere Seite der Trash-Medaille. Dies ist kein Film, der selbst Ed Wood Albträume bescherrt haben dürfte. Dieses Spektakel ist wahnsinnig unterhaltsam und findet sogar noch die Zeit, am Ende eine Truppe übernatürlicher Bösewichte als Urheber allen Übels zu entlarven. Na klar, bei einem Film über einen Polizisten mit praller Körperbehaarung, langen Nägeln und spitzen Zähnen, wäre alles darunter nur enttäuschend banal gewesen.

Immer wieder bezieht sich der kleine, vornehmlich per Hand getrickste Film auf die goldenen Achtziger. Was ebenso stimmt, wie es auch stimmig ist. Das Retro-Feeling funktioniert hier am besten, wenn es nicht nur nach den Eighties aussieht, sondern sich danach anfühlt. Einen „WolfCop“ hätte besagtes Jahrzehnt durchaus hervorbringen können. Trotzdem ist es gut, dass er es heute schafft, uns den wahren Wert echten Trashs wiederentdecken zu lassen.

Meinungen

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