Der Weltraum, unendliche Weiten. Mit Fahrstuhlmusik im Vakuum. Und während sich die Raumsonde Voyager 1 träge dem Jupiter nähert, schwadroniert Emma Thompson als neunmalkluges Stimmchen über Szenerie und Universum. Vielleicht ist sie die Sonde, vielleicht ein schon höheres Wesen mehrerer Dimensionen, vielleicht der Schöpfer selbst. Vielleicht ließ sie auch unlängst Woody Allen abblitzen; bei all der Plapperei, den sarkastischen Spielen und doch nichtsnutzigen Worthülsen, die alles platzen lassen und statt Emotion nur Leere formen. Kein Wunder bei einem Film, der sich von Sprachlosigkeit zu Triebbefriedigung – noch dazu im digitalen Zeitalter – hangelt. Aber Absicht? Wollte Jason Reitman zeigen, dass es nichts zu zeigen gibt? Wollte er die Moderne karikieren oder mittels ihrer realisieren, was die Jugend liebesunfähig und deren Erziehungsberechtigte tollwütig werden ließ? Allein das Voice-over Emma Thompsons lässt den Film mit dem schweren, deutschen Titel „#Zeitgeist“ wirken, als ob er sich nicht traue, eigene Gedanken zu tolerieren. Alles vorgekaut, im Speichel zu Brei zermalen, die Büchse Kleenex immer in Greifweite.
Nicht nur der illusionäre Rahmen dieser leidlich fundamentalen Abhandlung über unsere Zeit missfällt, sondern vor allem die Synthese von sieben Familien in Texas. Um die geht es nämlich primär; abseits der Schwerelosigkeit. Und in jeder von ihnen strampeln die Kinder mit ihrer Pubertät und die Erwachsenen mit ihren puritanischen, paranoiden, freudlosen Leben. Der eine Vater (Adam Sandler) schluckt, als er die Browserhistorie seines Sohnes mustert und auf Pornos in allen Facetten stößt – wo er selbst doch nur masturbieren wollte, sein Computer aber von Malware schon so verseucht ist, dass es ihm zu lange gedauert hätte, alle Pop-ups zu schließen. Die eine Mutter (Jennifer Garner) spioniert ebenso, meint dies aber als Schutz vor der realen Welt, den Menschen in ihr – und der bösen Technologie, die sie selbst nutzt, um alle (!) Nachrichten ihrer Tochter, über welche Kanäle auch immer, zu lesen, zu löschen oder selbst zu beantworten. Es wäre wohl eine wunderbare Satire, wenn Reitman sich dieser Möglichkeit gewahr geworden wäre. Für eine Reflexion der tatsächlichen Isolation ist in „#Zeitgeist“ jedoch niemals Platz. Diese Generation kennt für wahr nicht nur Extreme.
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