Braune Wolle wickelt sich um den Körper des jungen Zero. Doch nicht nur das Braun unterscheidet ihn von seinen ebenso wolligen Altersgenossen, eine Zahl auf seinem Bauch ist es. In der Welt um Christopher Kezelos’ „Zero“ definieren Zahlen eine Hierarchie, ein Kastensystem, bei dem es lediglich auf jene auf den Bauch gepinselte Nummer ankommt, in dem die Geburt den Stand in der Gesellschaft kennzeichnet. Einen Ausbruch aus der Achse des Leids aber gibt es nicht, denn eine Neun, eine Sieben, gar noch eine Drei darf eine Null wann auch immer peinigen, drangsalieren und aus dieser funktionierenden, aber jederzeit rassistischen Gesellschaft stoßen, wie auch immer es ihr danach beliebt. Zero ist ein Außenseiter – selbst den Kontakt zu Gleichartigen, auf denen auch eine Null prangt, verwehrt man ihm. Bis ihm das Reglement egal wird, als er sein Glück findet: Er findet seine Null, gewickelt aus derselben braunen Wolle. Das Nichts auf seinem Leib wird zu etwas.

Are you such a dreamer
To put the world to rights
I’ll stay home forever
Where two and two always makes a five

Radiohead: „2 + 2 = 5“ (aus dem Album „Hail to the Thief“)

Der unberührbare Zero schüttelt das fest verankerte Denken erst gemächlich in seine Einzelteile. Dabei forscht Kezelos niemals zu kreativ denn bewusst gewollt in der Natur einer vorurteilsbestimmten Welt. So einfach (und mit einem nicht zu verachtenden Hauch Kitsch) sein Konzept von Toleranz auch sein mag: Die Botschaft benötigt eben jene Schlichte, damit sie mit höchster Sicherheit fruchtet. Immerhin endet das Leid auch für Zero allein in der Liebe, wie auch er darin alle befreit, die von Hass infiziert waren. Ja, in Christopher Kezelos’ Kurzfilm ist alles und ein jeder einfach gestrickt, selbst die Lösung des Problems. Aber vielleicht ist niemals die Lösung das Problem, sondern allein schon der Versuch. Weil einfach nicht zwangsweise infantil, banal, leicht bedeutet. Ein wenig Zero würde unserer Welt wohl nicht schaden.

Zwei Jahre lang entwickelte die Mannschaft von Zealous Creative die Welt der kleinen Garnknäule, die aus annähernd 33 Pfund Silikon und 1,2 Meilen Wolle von 46 Animationskünstlern kreiert wurden.

Meinungen

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