Manche Filme glauben, sie seien gegen Kritik immun, da sie einen humanitären Ansatz verfolgen und in ihrer Gesamtheit grundsätzlich allen gefallen wollen. Fernando León de Aranoas englischsprachiges Debüt „A Perfect Day“ durfte sich daher bereits ausgiebig durch Cannes feiern – doch muss nun in einem klärenden Gespräch ausnüchtern. Das Szenario um eine Gruppe von fünf Helfern ohne Grenzen zur Zeit des Bosnienkrieges rattert witz- und stillos durch ein Arsenal an forcierten Schlagfertigkeiten, das alle zwei Szenen entweder auf Ü-40-Coolness pocht oder oberflächliche Betroffenheit übt. Genauso anbiedernd pendelt der permanent angeschaltete Soundtrack von Classic Rock über Marilyn Mansons „Sweet Dreams“ zu austauschbaren Synthesizerflächen, damit jede Stimmung genauso eindeutig bleibt, wie es die Charaktere sind. Diese Träger plakativer Rollenmodelle bemühen sich um freche Dialoge – Tim Robbins als notorischer „B“ weiß eben, auf welcher Seite der Kuh die Miene liegt.

Hintergründe werden in extensivsten Sequenzen lediglich kommuniziert, indem wir erfahren, wer mit wem geschlafen hat und wie viele Gesprächsfetzen noch zu Pointen umfunktioniert werden können. Der Modus Operandi dieser Schnacktivisten ist nämlich schon längst dazu übergegangen, den im Einsatz auftretenden Barrieren mit dem Esprit der Ironie zu begegnen. Wer neu ist, braucht vielleicht noch Eingewöhnung, aber es dauert nur die gesamte Laufzeit, um im gleichen Atemzug Fairness gegenüber der Bevölkerung zu verlangen und eine dicke Leiche als „Fat Fuck“ abzutun. Was für ein taktloser Zynismus, der gerne auf die genügsamen Kolleginnen abzielt, die man laut „B“ einfach durchknallen muss, damit alles Roger ist. Solche Machos fangen sich mit jenen Altherrenmechanismen locker Sympathie ein – gemäß dem Fall, man steht auf ein pseudomenschliches Ensemble, das sich aus Starpower und Provokation definiert. Dabei ist „A Perfect Day“ brav wie seine identitätsbefreite Optik mit übermäßigen Second-Unit-Shots, sein Märchen inklusive Auflösung durch einen Deus ex Machina und die auf Funktionalität reduzierte Unschuld des Beifahrerkinds aus der Bevölkerung (das natürlich Englisch sprechen kann).

Lediglich wenige Szenen der untersuchenden Suspense lösen ein Flattern der Gefahr aus und profitieren von der Aufrichtigkeit Mambrús (Benicio del Toro), blenden aber doch ab, wenn der gute Geschmack eine moralische Herausforderung erleben würde. Stattdessen berieselt dieser durch Running Gags und Kalauer, die mit Vorankündigung und Erklärung zur kollektiven Langeweile einladen. Schlechter Geschmack war schon belustigender – warum jedoch nicht möglichst leicht über Terror und Unrecht witzeln, solange die Unterhaltung einem guten Zweck dient? Wozu das Gewissen durchsetzen, wenn sich die Ironie bar jedes Traumas für Troubleshooting eignet? Läuft doch alles perfekt! Achtung, Sarkasmus!

Meinungen

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