Joel Silbergs „Breakin’“ eröffnet unseren Rückblick auf das berüchtigte Werk der Cannon Films – denn nicht umsonst hieß es auf jeder ihrer Videokassetten: „We’re Cannon Films and we’re dynamite!“
Joel Silbergs Erfassung der Breakdance-Jugendkultur, „Breakin’“, ist vom Handlungsgerüst her natürlich eine dünne Angelegenheit und in dem Sinne auch ideal für eine ganze Reihe an frischen Choreografien und altehrwürdigen Hip-Hop-Pionierleistungen. Der Drang zum Tanzen findet hier auf jeden Fall seine Erfüllung, steigert sich aber auch zusammen mit den Widerständen, die jede Gegenkultur meistern muss, kontinuierlich hoch. Die ersten Berührungspunkte, auch für den uneingeweihten Zuschauer, kommen durch Jazz-Tänzerin Kelly (Lucinda Dickey) zustande. Ihr Job in einer Frittenbude in Los Angeles ist nämlich das Letzte, zudem ist ihr Lehrer ein talentierter, doch selbstverliebter und aufdringlicher Fatzke. Darum zieht es sie allmählich aus dem Tanzstudio zur Action auf der Straße.
Dort am Venice Beach sind Ozone (Adolfo Shabba-Doo Quinones) und Turbo (Michael Boogaloo-Shrimp Chambers) die mittellosen, doch sympathischen Oberknaller mit dem aberwitzigsten Mundwerk, das eine obskure Berliner Blödelsynchro zustande bringen kann. Weil aber deren Kontrahenten von Electro Rock nun eine fesche Dame im Team haben, bietet sich Kelly als Special K passend dazu an, ebenso eine Ultra-Dreier-Kombo aufs Parkett zu legen. Doch aller Anfang ist für die Newcomerin schwer, drum gibt es eine kathartische Montage dazu, die in der Formierung der T.K.O. Group gipfelt – ein Hochgenuss für Freunde des naiven Kinetik-Kinos. Umso schlagfertiger tritt man spießigen (und auch entschieden rassistischen) Widersachern entgegen, um sich einen Namen auf den Bühnen dieser Welt zu machen. Doch jener Weg ist schwieriger als gedacht.
Zudem ist die Liebe wieder im Spiel, denn alle vergucken sich in die zugegebenermaßen fesche Kelly, sodass vor allem Tanzpartner Ozone die (kontemporär) modische Hutschnur vor Eifersucht reißt. Der potenzielle Nebenbuhler James (Christopher McDonald) ist allerdings Manager und versucht, der Truppe zum Erfolg auf den Broadway zu verhelfen. Doch Kelly macht sich den Film über keinen Kopf drum, wie auch im Verlauf eher die Freude am Tanzen den Elan bestimmt und dermaßen abfetzt, dass jeder den einen oder anderen ulkigen Move dazulernt – selbst Weißbrot James. Daumen hoch und Handschlag im Gegenschnitt sind da angesagt, während klein und groß (sowie ein junger Jean-Claude Van Damme als ambitionierter Statist) auf Händen und Füßen zu knackigen Beats und Scratches abgehen und sich garantiert nichts sagen lassen.
Der Fun überträgt sich natürlich auch auf den Zuschauer, welcher die sinnlich bunte Körperbeherrschung im energetischen Takt wie ein Schwamm aufsaugt und zum Beispiel auch in Kauf nimmt, welch atemberaubende Metaphysik Turbo beim nächtlichen Fegen entfachen kann. Umso freudiger starrt man auf die schwingenden Hüften von Frau Dickey und Herrn Quinones in Nahaufnahmen ihrer Spandex-Klamotten – ein bisschen angezogene Erotik darf nun mal nicht fehlen. Hier regiert eben hauptsächlich das pure Glück und die Ambition individueller Persönlichkeiten mit kämpferischem und respektvollem Teamgeist. Das steuert natürlich eher in Richtung Fantasiewelt, mit welch simpler Dramaturgie das Prozedere seine jungen Meister findet, doch gerade dann nimmt man dem auch kurzweilige Szenarien ab, die als beiläufige Naivitäten bezeichnet werden dürfen – speziell, was das Finale betrifft oder wie eine plötzliche Schlägerei à la Bud Spencer und Terence Hill gehandhabt wird.
Alles nur deshalb, weil es Laune macht, freche Sprüche en masse anbietet und in seiner Logik zur Unbeschwertheit motiviert. Gerne mehr von solch eskapistischen Rauscheinheiten! Daher kündigt der Film nach einem Encore der just erlebten Handlung bereits den zweiten Teil an. Aber gerne doch, auf zum hoffentlich noch trivialeren „Electric Boogaloo“.
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