Der Elektrorollstuhl Invacare Kite erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von zehn Kilometern pro Stunde, hat eine Reichweite von fünfunddreißig Kilometern und bewältigt auch Steigungen von achtzehn Prozent ohne Probleme. Viele Menschen können von solchen Zahlen nur träumen, bringt sie doch der nachmittägliche Sonntagsspaziergang um den Tümpel um die Ecke schon aus der Puste. Warum um alles in der Welt nicht jeder mit einem solchen Geschoss durch die Gegend fährt, ist also die Frage. Kate (Hilary Swank), die in „Das Glück an meiner Seite“ an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) erkrankt ist, meint, dass sie sich dann eingestehen müsste, auf Hilfe angewiesen zu sein. Ihre Pflegerin Bec (niedlich: Emmy Rossum) ist von Kates modernem Geschoss allerdings schwer beeindruckt und besteht darauf, dass Kate es zu einer Probefahrt benutzt. Gesagt, getan: Kate braust los und Bec kommt nicht hinterher. Kate ist reich, hat einen Traumtyp als Mann, aber konnte seit achtzehn Monaten nicht mehr lachen. Seit die doch recht konservative Frau an ALS erkrankt ist, spielt sie kein Klavier mehr und hasst sich dafür, dass sie anderen zur Last fällt. Bec ist das egal. Die wilde Mitzwanzigern hat keinerlei Pflegeerfahrung, nimmt das Leben, wie es kommt, und kümmert sich nicht darum, was andere Leute von ihr denken. Kates Ehemann Evan (Josh Duhamel) ist von Bec alles andere als begeistert. Aber Kate gibt ihr eine Chance.

George C. Wolfes Adaption von Michelle Wildgens Roman „You’re Not You“ ist ein sehr wunderlicher Film: ein irgendwie verrückter Mix aus dem Feel-Good-Liebling „Ziemlich beste Freunde“, Michael Hanekes „Liebe“ und Ingmar Bergmans „Schreie und Flüstern“. Allerdings kann sich „Das Glück an meiner Seite“ nicht entscheiden, was er eigentlich sein möchte und wird so zu einer teilweise hanebüchenen Ansammlung kitschiger Momente, die aber beinahe etwas Krankhaft-Faszinierendes an sich haben. Die Freundschaft zwischen Bec und Kate ist derart beliebig inszeniert, dass unklar bleibt, ab wann sich die beiden eigentlich gut verstehen. Dafür gibt es viele andere tolle Momente. Beispielsweise wenn herauskommt, dass Evan mit einer anderen Frau schläft. Seine Ausrede: „Ich wollte nur mal wieder einen Menschen anfassen, ohne ihm dabei wehzutun.“ Gut gemacht, Evan. Als Kate irgendwann aufgrund ihrer Krankheit nicht mehr allzu gut sprechen kann, übersetzt Bec das Genuschel, welches Kate von sich gibt. Interessant ist das aber auch nicht. Da hat man schon aufgegeben, sich für das Geschehen zu interessieren. Am Ende gibt es noch das tränenreiche Finale mit viel Musik und ganz viel Drama. Taschentücher dürfen benutzt werden, müssen aber nicht.

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