Das Leben in Rumänien scheint genauso gewöhnlich zu sein wie überall sonst in Europa. Was noch von der Vergangenheit in der Sowjetunion blieb, ist zumindest die Abgeklärtheit zur Anpassung, obgleich das Leben durch Arbeit damit nicht leichter zu bewerkstelligen ist. Die Politik ist, was sie ist und verlangt Mieten, die abbezahlt werden müssen. In „Der Schatz“ erzählt der Büroarbeiter Costi (Toma Cuzin) seinem Sohn gerne noch die Geschichte von Robin Hood, der die Reichen um ihr Geld bestiehlt und es den Armen zurückgibt. Er selbst kann diese Rolle keineswegs einnehmen, ehe sich eines Tages Nachbar Adrian (Adrian Purcarescu) unversehens an der Tür meldet und von einem Schatz erzählt, der angeblich auf dem Grundstück seines Großvaters vergraben liegt. Obwohl das Märchenhafte hier nur pure Schnapsideen zustande bringen dürfte, einigen sich Beide darauf, das Areal mit Metalldetektoren zu untersuchen und somit reich zu werden – ganz gleich, ob die Hoffnung eher vergänglicher Natur ist und als einmalige Chance viele Zweifel mit sich bringt.
Die Inszenierung von Regisseur und Drehbuchautor Corneliu Porumboiu hält sich jedoch weder mit der existenziellen Last seiner Charaktere in Schulden und Hypotheken auf, noch stilisiert er das Männerunternehmen als erzwungene Farce mit Haudraufhumor. Seine Stilistik verläuft starr und trocken, fast ohne musikalische Untermalung oder anderweitige Verfremdungen. Dafür trumpft er mit einer genauen und wiedererkennbaren Umgangssprache auf, welche das Prozedere mit einer Trockenheit am Boden der Tatsachen organisiert und einwirken lässt. Mit gemächlichen Alltagsschritten, motiviert durch fehlende finanzielle Flexibilität, gibt man sich dem Absurden hin, stellt logische Fragen und wartet die Eventualitäten eines kaum auf Filmlogik geeichten Narrativs ab, bis es doch zum (nicht eskalierenden) Streit kommt, ehe dieser in minimalistischer Haltung zum Ende kommt. Das Unaufgeregte an diesem Verlauf lädt trotz kontemporärer Tristesse mit Leichtigkeit zur Identifikation fern der Betroffenheit ein, schert sich nicht um Provokationen, Gags oder andere filmische Absichten, die derartige Konzepte mit sich bringen könnten.
Die politischen Hintergründe aus der Vergangenheit sind auch kaum Mittel zur Wahrnehmung eines ideologischen Diskurses, sondern höchstens Gesprächsstoff über ehemalige Umstände, denen kleinbürgerliche Anekdoten anhängen. Die kleinen Männer bleiben hier eh unter sich und scheren sich einen feuchten Kehricht um die Belange von Regierung und Polizei, welche den Schatz als Staatseigentum mit historischem Wert umverteilen würden. „Gönnt es ihnen“, sagt der Film, aber er ist auch kein Revoluzzer in formalästhetischer Strenge. Stattdessen ist er ein entspannter Beobachter des Menschlichen, der schon mit den bloßen Geräuschen des Metalldetektors große Komik im Kontrast mit einer leicht naiven Erwartungshaltung unter Erwachsenen erschafft. Deren Belange folgen jedoch keiner irrealen Logik, und obwohl der Verlauf in seinem kompakten Understatement keine dramaturgischen Erhöhungen zur Schau ausstellt, hat seine Schlusspointe doch eine süße Empathie inne, um die sich manch anderer Film mit Sturm und Drang bemühen müsste. Sympathie kommt eben auch mit einfachen Gesten der Güte oder durch Alltagsquerelen wie Langeweile und Finanznot zustande. Das Proletariat weiß sich zu helfen, in netter kleiner Aufmachung, die naturbelassen zu Helden aufsteigen lässt.
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