Eins, zwei, drei. Atmen, hecheln, pressen. Das ist „Fack ju Göhte 2“: Eine Fehlgeburt, ein Pennälerwitz ohne Tollerei, eine Coke Zero, „Faust“ für die Generation Augentinnitus, eine Suppe aus der Mikrowelle, Softeis von McDonalds. Denn „Fack ju Göhte 2“ ist billig, debil, brav, taub – ein Zweitgeborenes mit Muttermilchsucht und Permanentbäuerchen. Eine Zahl trügt nicht: 7.334.548. Und doch wird sie trügen. Über sieben Millionen freshe Discopumper, Smombies, Tinderellas und Swaggetarier werden sich diesmal wohl nicht in Bora Dagtekins Klamotte verirren, die erneut den komödiantischen, zivilisatorischen Untergang des deutschen Kinos einleitet. Halt! Zurück, zurück. Während Teil eins vor zwei Jahren vielleicht nicht den Schweiger- und Schweighöfer’schen Raubbau am Kulturgut Film stoppen konnte, torpedierte er mindestens mit Scham und Charme eine Sprache, die dem feisten Bildungsbürger fern ist. Die Jugend grölte, die Lehrer auch. Alle fügten sich ein, in Stuss und Prollerei; alle schrien und zitierten, von „Fuck you“ bis „Heul leise“. Es war plötzlich in Ordnung, zu schunkeln, Goethe und Schiller wehzutun. Es war in Ordnung, dass ein Lehrer, der eigentlich keiner ist, mit einem Paintballgewehr auf Schüler losgeht, die noch asozialer sind als er. Wenn das deutsches Kino ist, ja, dann ist das leider nicht übel.

Nun also Teil zwei, noch mal sieben Millionen, noch mal Zeki Müller (Elyas M’Barek) und die 10b, Terror in Konserven, was soll’s. Ein, sagen wir, marginales Detail stürzt Dagtekin allerdings früh: Die Sause steigt nämlich in Thailand. Es geht um Diamanten, Tischtennisbälle in der „Mumu“, um eine Partnerschule, Hanfplantage und die Frage, wie mit einem Aspie umzugehen ist. Die Handlung fügt sich freilich der Inszenierung: als laute, schwer bekömmliche Trashkarikatur, niemals müde, das Poparsenal der letzten Jahre mit bunten, drögen Bildern (Sommer, Sonne, Schweiß, Strand) zu schmücken; ein wenig Chantal (Jella Haase) im Kimono hier, ein wenig Danger (Max von der Groeben) als Bibi im Bikini auf einem Elefanten da. „Fack ju Göhte 2“ oxidiert so rum, es wäre beinahe lustig, wenn Dagtekin denn nicht unerbittlich falsch und verschwenderisch mit seine Anarchoprämisse umginge, die für gängelndes Betroffenheitsprollkino sorgt. Der Film verschwendet sich selbst, das ist die Wahrheit des feisten Bildungsbürgers. Ob die Babos konform gehen? Vermutlich nicht.

Meinungen

Teile uns deine Meinung zu „Fack ju Göhte 2“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.

Bisherige Meinungen

10. September 2015
10:28 Uhr

Mein Beileid.

10. September 2015
13:12 Uhr

Es war sogar freiwillig. Ich habe keinerlei Ausrede.

Heike
28. September 2015
21:52 Uhr

Was für ein Schwachsinn, was für eine Zeitverschwendung. Ich habe mich so geärgert, daß ich vorher keine Kritik gelesen habe und das man eine wirklich gute Idee (1. TEIL) im 2. Teil so kaputt macht.

Kinostart: 14.09.2017

Mr. Long

In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Kinostart: 27.07.2017

Django

Étienne Comars Debüt eröffnet mit einem Porträt über Django Reinhardt die 67. Berlinale.

Kinostart: 06.04.2017

Tiger Girl

Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.

Kinostart: 09.03.2017

Wilde Maus

Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.