Stellan Skarsgård ist einer der meist unterschätzten Schauspieler der Gegenwart: Kaum jemand wirkt zeitgleich in einer so brisanten Mischung aus Arthaus- als auch Blockbusterkino. Egal, ob als unmenschlicher Direktor Håkon in „King of Devils Island“ oder „Stiefelriemen“-Bill in „Fluch der Karibik“ – der achtmalige Vater beweist grundsätzlich seine enorme Entfaltungsmöglichkeit. Nicht selten diente Stellan Skarsgårds physische Präsenz daher als eiserne, stille Instanz. Der norwegische Regisseur Hans Petter Moland kooperierte für „Einer nach dem anderen“ mit dem Schweden schon das vierte Mal, welcher unter dem Originaltitel „Kraftidioten“ auf der Berlinale 2014 Premiere feierte. Drehbuchautor Kim Fupz Aakeson bietet zwar keine innovative Geschichte, Molands Umsetzung ist jedoch mehr als gelungen und weiß durch eine stringente und witzige Erzählweise 105 Minuten lang zu beschäftigen.

Der Inhalt ist schnell erklärt: Ein Vater verliert seinen Sohn und nimmt Rache an den Schuldigen. Das klingt zunächst platt und humorlos, ist es aber nicht. Der Vater ist nämlich Nils (Skarsgård), ein in sich gekehrter Mann des Schnees, von dem jedwede Gewalttat nicht zu vermuten ist. Sein Sohn stirbt an einer angeblichen Überdosis Heroin, er ist sich aber sicher, dass jemand anderes dafür verantwortlich ist. Daher nimmt er seine eigene Überdosis an Mut und Rigorosität in die Hand und versucht, die mögliche Tat aufzudecken. Mit innovativen Mitteln wird erzählt, wie er die Machenschaften der norwegischen und serbischen Mafia in brachialer Art rachsüchtig stört.

Die Story wuchtet auf typisch skandinavische Art, eine schweigsame, makabere Expression, in der die Charaktere ein wenig überspitzt wirken, aber dennoch interessant bleiben. Gute Drehbücher zeichnen sich meist durch viele Wendungen aus und auch hier wird der Zuschauer durch Wortwitz und Situationskomik perfekt amüsiert. Gut getimte Running Gags und die gewalttätigen, actionreichen Szenen sorgen sowohl bei Fans des schwarzen Humors als auch allgemein Actionliebhabern für Unterhaltung. Der Spannungsbogen wird mit kleinen Hängern aufrecht gehalten, was vor allem dem sehr authentischen Schauspiel von Skarsgård zu verdanken ist. Lakonisch, bitterböse, unerbittlich. Dabei kann man sich nach einiger Zeit als kritischer Zuschauer sehr wohl die Frage stellen, ob Nils’ heldenhafte Säuberung nicht ein wenig zu weit geht und ob seine steigende Aggressionskurve zwingend durch einen Schicksalsschlag ausgelöst wurde. In weißer Glut schafft er sich mit einer Schneefräse seine Wege (frei) und löst dabei einige Lawinen aus. Eine nach der anderen.

Meinungen

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