Nicht viele Filmserien können aus einem siebten Teil noch wirklich Kapital schlagen oder gar überraschen – die meisten Franchises haben in ihren etablierten Formeln ohnehin Schwierigkeiten, überhaupt mehr als ein Kapitel frisch zu halten. Eine positive Ausnahme stellt dabei die „Fast & Furious“-Reihe dar, welche zwar alle Sequel-Gesetzmäßigkeiten von „Alles ein bisschen größer und mehr vom Besten“ erfüllt, hier aber auf dem Weg der Neuerfindung eine weitere Glück bringende Station anfährt. So hat sich die ursprüngliche Verquickung von Autorennen und Action-Thrill inzwischen zu einem internationalen Abenteuer entwickelt, das stetig Schurken wie auch Physik bezwingt sowie die Einheit der Freundschaft im gemeinsamen Schaffen bekräftigt. Letzterer Faktor spielt auch jenseits der Leinwand eine Rolle und transzendiert zu einer Wahrhaftigkeit, die das Mantra des Familienzusammenhalts im Film abseits des gegebenen Genre-Verständnisses tief einzeichnet.

Dies kehrt unmissverständlich beim Zuschauer ein, sobald es um Paul Walker geht, welcher im November 2013 bei einem Autounfall ums Leben kam, bevor „Fast & Furious 7“ abgedreht werden konnte. Die Trauer darüber lässt sich an allen Hinterbliebenen im Film spüren, wie das Unvermeidliche der Realität in der Erzählung verarbeitet und angesprochen wird. Als Zuschauer kommt man ebenfalls nicht umhin, den Hintergedanken darauf zu projizieren – insbesondere wenn sein zeitweiliges CGI-Double zum Einsatz kommt. Es lenkt aber auch nicht vollkommen vom Film ab, da Walker als Teil der On-&-Off-Screen-Familie jener Reihe eben auch auf der Leinwand lebt und wir ihn dort über die Jahre miterlebt haben. Darum sei zumindest so viel zum Schluss des Films verraten, dass seine Familie ihm einen bittersüßen, doch herzlichen Abschied aufbietet, der in seiner Ehrlichkeit zu Tränen rührt und beweist, wie greifbar selbst als trivial betiteltes Kino sein kann.

Und wie jedes gute Genrekino beflügelt dieser Respekt die Ambition zur Unterhaltung und den Showfaktor ausgelassenen Spaßes, der mit Enthusiasmus und Chuzpe das anbieten will, was sich der Zuschauer wünscht oder noch nicht zu träumen wagte. In diesem Fall folgt man also Dominic Toretto (Vin Diesel) und seiner treuen Crew auf den Pfaden eines Racheaktes gegen den mörderischen Ex-Agenten Deckard Shaw (Jason Statham). Konfrontationen werden mit heißen Boliden, Crashs und Faustkämpfen geregelt; Testosteron veräußerlicht sich ungeniert und ergibt für Regisseur James Wan schnittige Destruktion, vor allem wenn Muskelpaket Hobbs (Dwayne „The Rock“ Johnson) zur Sache geht. Dabei lassen es die Damen ebenso krachen, allen voran Letty (Michelle Rodriguez), die sich unter anderem einem harten Schlagabtausch mit Kara (Ronda Rousey) hingibt. Sowieso hält der Film einige ikonische Duelle parat, die an dieser Stelle der Fantasie überlassen werden.

„Fast & Furious“ ist eben seit jeher eine Oase beglückenden Eskapismus mit Fokus auf eine jugendliche Zielgruppe. Deshalb sind die Sprüche besonders plakativ, logische Zusammenhänge entschieden realitätsfern, der Soundtrack von Kopf bis Fuß aufgepimpt und die Bilder von Karren, Knarren, Karambolagen sowie heißen Bikinis besonders reizvoll ins Licht gerückt. Hier lebt eine Pop-Realität, in der Autos beinahe wahrhaftig fliegen können – ein joviales Spektakel, das sich Stück für Stück steigert und in jedem Szenario die Großmacht der Kinetik eskalieren lässt. Dabei sind natürlich auch Computer im Einsatz, doch der Nervenkitzel echter Stunts ist hier im Fundament verankert und strahlt mit der Fülle bekannter Charaktere. Dass man an ihren Konflikten dran bleibt, ist ja eine Selbstverständlichkeit jeder guten Serie. Hier bleiben sie jedoch nicht in ihren Rollen fixiert, sondern lassen das Tier frei, rasen im Dienste der US-Regierung durch mehrere Kontinente und begeistern uns mit immer neuen Einfällen der „automobilen Kriegsführung“. Von dieser Höhe aus kann es nur noch ins Weltall gehen – aber auch ins Herz des Genre-Liebhabers.

Meinungen

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