Willkommen bei: Wenn sich 89 Minuten wie vier Stunden anfühlen. Aber nein, Stiles Whites „Ouija – Spiel nicht mit dem Teufel“ ist sicherlich nicht jenes eklatante Ärgernis, über welches sich bereits die amerikanische Kritikermeute mokierte. Ein guter Film ist es stattdessen jedoch noch lange nicht, sondern lediglich der unnachgiebige Versuch, eine kontinuierliche Schlaftablette in Filmform zu beschwören, die noch dazu wieder auf einem (hier okkulten) Brettspiel der Marke Hasbro basiert. Natürlich könnten wir nun für die Historie dieses sogenannten Hexenbretts in die Vergangenheit reisen (China, Dynastie, irgendwann nach Christi) – aber ob dieses Mittel zum spirituellen Geistertanz damit eine höhere Interpretation zulässt? Für die jungen Männer und Frauen in Whites Spukschloss um Mutter und Tochter (mit erst zugenähter, dann Trommelfell perforierender Fratze) ist es ohnehin zu spät, nachdem sich eine Freundin aufgrund des übernatürlichen Einflusses mittels Festbeleuchtung erdrosselte. Wie üblich eine eher blöde Sache für die Zurückgebliebenen. Die wissen aber freilich fast sofort: Es kann nur das Brettspiel gewesen sein!

Also folgt, was in den A-bis-Z-Gefilden des stereotypen Horrors nun einmal folgt: Visionen, Schreie, Wackelkamera, große Augen und kleines Stochern, schleifende Leiber und unsichtbare Kräfte, banalste Charakterzeichnung und -entwicklung, bloß kein Blut, bloß keine Exkremente, noch weniger Handlung, noch weniger Atmosphäre. Alles wie immer und auch nur wenig schlimmer. Wer aber gar zuletzt die gusseiserne John-Carpenter-Hommage „It Follows“ sah oder zumindest noch aus James Wans „Conjuring“ weis, wie Gespenster ohne bloße Jump-Scares bis zu den Nackenhaaren poltern, der sei besser beraten, als sich diesem klinischen Dramaturgiefiasko zu widmen. Immerhin wurde der Film clever mit der amerikanischen Anti-Schocker-Freigabe PG-13 besuhlt, wobei deren Kommission immerhin noch „beängstigende Bilder“ und „aufwühlende gewalttätige Inhalte“ erkannte, welche vielleicht noch Kinder knapp unter der angepeilten Zielgruppe beeindrucken dürften, ansonsten allerdings für qualvolles Schulterzucken sorgen. Dafür gab es bei einem Budget von läppischen fünf Millionen US-Dollar gleich am Startwochenende einen Umsatz von knapp zwanzig Millionen. Sequel, Prequel, Leid inklusive. Einen beinahe morbiden Charme hat diese Langeweile in „Ouija“ ja: Besser geschlafen hat man lange nicht mehr. Ob nun schon während des Films oder erst danach.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

Olifix
12. März 2017
03:05 Uhr

Mein Mitbewohner ist wärend diesem Film TATSÄCHLICH eingeschlafen. Ein paar wenige Momente hat der Film. Durchaus. Nur leider kann man diese an einer halben Hand abzählen. Als Horrorfilm – Fan fühle ich mich um die 89 Minuten betrogen und würde am liebsten mein Geld an der Kinokasse zurück fordern. Leider zeigt mein Dvd-Player sich davon vollkommen unbeeindruckt. Fazit: Gut zum einschlafen, schlecht für einen Filmabend.

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