Filme über Zeitreisen sind meistens schon Zeitreisen an sich. Auch Regisseur Dean Israelite führt diese Tradition mit „Project Almanac“ fort und verpflanzt den wissenschaftlichen Eskapismus ins Teenager-Dasein zwischen Highschool und College. Das technische Genie David (Jonny Weston) wird darin zwar auf dem MIT angenommen, kriegt aber kaum die Kohle zusammen, um sein Studium finanzieren zu können. So sucht er zusammen mit seinen Freunden in den Aufzeichnungen seines toten Vaters, um vielleicht etwas Innovatives zu entdecken, und findet auf einem zehn Jahre alten DV-Band glatt den David von heute durchs Bild huschend vor! Es gilt, dahin gehend nachzuforschen. Und sieh an: Bald findet man im Keller die Komponenten für eine waschechte Zeitmaschine. Welche Möglichkeiten sich da doch für die Kids ergeben – doch wer mit der Zeit spielt, erlebt irgendwann sein blaues Wunder.

So beliebig das Szenario klingt, wird das gängige Genre-Prozedere dann auch durchgespielt: Die Gelüste und Sehnsüchte der Jugendlichen, die durch den Zeitreise-Trip erfüllt werden, halten sich meist auf einem recht bodenständigen Level entbehrlicher Unterhaltungen, wie es der heutigen Spaßgesellschaft nun mal am ehesten einfällt. Da manipuliert man die Lottozahlen und besorgt sich heiße Karren, hält den langweiligen Unterricht an und knallt sich direkt aufs Musikfestival Lollapalooza. Sowieso lautet die Faustregel: Niemand darf etwas von der Zeitmaschine verraten, weder auf Facebook noch auf Twitter oder Instagram. Die doch recht unnatürlichen Werbeschaltungen gehen dabei Hand in Hand mit dem Found-Footage-Gimmick einher, anhand dessen der Plot erzählt wird und einen modernen Bezugspunkt schaffen will. Gerade dieser narrative Aspekt geht aufgrund seiner technischen Unlogik nach hinten los und zieht selbst den leicht aufpassenden Zuschauer aus dem Geschehen.

Eine filmischere Aufarbeitung wäre weit stimmiger gewesen – ohne ständige Erinnerung an den Home-Made-Faktor. So müsste man sich nämlich auch keine Gedanken machen, wie das ganze gesammelte und offenbar zusammengeschnittene Material existieren kann, wenn alles Aufgenommene im Nachhinein nochmals durch einen Ritt in die Vergangenheit von der Timeline gestrichen wird. Was erwartet man aber auch von einem Film, der meint, bei jedem Eintritt in die Zeitreise würde von irgendwo her Laub aufgewirbelt kommen. „Project Almanac“ wünschte sich, er könnte zu „Looper“, „Terminator“ und Konsorten dazugehören, doch Flüchtigkeitsfehler und Mittellosigkeit im Ideenlager lassen so was nun mal nicht zu – auch wenn der Enthusiasmus für die Idee und den Look einer Zeitreise durchaus gegeben ist.

Meinungen

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