„Star Wars: Episode VI – Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ bewährt sich als Urform einer nächtlichen Klassenfahrtgeschichte, der man als Kind geweiteten Auges zuhört und sich in den Sternen verliert: ein Hochgefühl, ein Höhepunkt, eine Hochstimmung, ein vor Berauschtheit besoffener Erregungszustand, die Krönung einer metaphysischen Weltvorstellung durch John Williams’ gleichfalls cholerisch-erschütternden wie rührend-innigen Chor, das Ende eines Epos, das im Epos endet. Ein Film, der in allmächtige, allumfassende Kinokraft mündet und sowohl Vorgänger als auch Nachläufer überrollt, den schwarz auf weiß gemusterten „Eine neue Hoffnung“, den schwarzseherisch kolorierten „Das Imperium schlägt zurück“. Richard Marquand erzählt den mentalen Alterungs- und Erfahrungsprozess eines zum Mann gereiften Grünschnabels fertig (Mark Hamill), dessen Schicksal es vorsieht, der Abnabelung seines Vaters Einhalt zu gebieten, um ihn zu retten – rein ins Licht, raus aus der Dunkelheit, um zwischenzeitlich der Verführung des Anderen zu widerstehen.
Diese sechste Episode bündelt Motive der vierten und fünften dabei ebenso selbstreferenziell, wie sich „Star Wars“ seit jeher als Zitat vorangegangener und nachfolgender Quereinschläge innerhalb einer von Episode zu Episode gedachten, aber stets im selben Universum verhafteten Saga verstanden hat – ein wiedererrichteter Todesstern, der in den Weltraum hinein ratternde Raumkreuzer nach der musikalisch ruhmgesättigten Texttafel, Darth Vaders weltbedrohliches, an den Zuschauer gerichtetes Hinterkopf-Konterfei, während er einen tiefen Blick über das Undefinierbare jenseits des Raumfensters schweifen lässt. Vor allem meint diese sechste Episode „Rückkehr“ mehrdeutig, allegorisch, übertragen, als Rückkehr zur Heimat und Wüstentristesse Tatooine, dort, wo alles begann, aber auch als erhabene Rückkehr des Unkorrumpierbaren und absolut Idealistischen, als Rückkehr des Jedi-Ritters zum Wohle des Friedens einer triumphalen Familienchronik, deren Blutsverwandte einst an allen Fronten verstreut waren.
„Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ forciert überdies den vorherigen narrativen Subtext – den tiefendramatischen Unterbau des „Imperiums“ (Familie), wie den schrulligen Überbau der „Hoffnung“ (Aliens in jeder Gestalt) zur skurrilen Rettungsaktion in Jabbas Refugium, die als übereifrige Exposition durch eine schrille Musical-Kuriositätenausstellung quirligen Getiers lädt. Und diese sechste Episode spreizt ihren dramaturgischen Kontrast, indem sie dualistisch stückelt. Durchgängig zeigt sich der Film engagiert darin, jene knuddeligen Wesen augenzwinkernd in ein gegenübergestelltes Gesamtkonzept einzubinden, die unter Verfechtern unerbittlich abgelehnt werden, die Ewoks nämlich, mit denen die unerforscht angehauchte Leichtig- und Lebendigkeit in einer lebensbejahend-naturalistischen Waldgegend zurückkehren, unvereinbar zur höhnisch-herrischen Imperium-Uniformität (vgl. die Gungans aus „Episode I – Die dunkle Bedrohung“). Die Rückkehr der Infantilität also, als Waffe gegen den eisigen Schrecken.
Eine idealistische Space Opera und törichte Unreife; ergänzt sich dies aber nicht vielmehr, zwei Bestandteile einer jeden elementaren Kindheitskultur und -identität? Und ob. Daneben erreicht die Weitung des handwerklichen Horizonts exorbitante Intensität. Der wieder aufgelegte Angriff auf den Todesstern zerfetzt riesige Raumkreuzer in Funken sprühendem Materialgelage zu Weltraumstaub. Die gewohnt topografisch dreigeteilte Aktstruktur der Dramaturgie gestattet ihr ferner, Figuren charakterlich nicht mehr weiterzuentwickeln, sondern stringent an jenen ikonischen Cliffhanger aus der vorherigen Episode zu drapieren. Der monströse Rancor-Kampf, die todtraurige Abnahme der Vader-Maske, Ian McDiarmids tief gehauchte Versuchungssätze: ein Film der Filmgötter, durchdrungen von der Macht, hinarbeitend auf die Vollendung eines Mythos. Vor den Flammen der Verlorenheit sind Vater und Sohn einander befreit und gerettet, es ist ein so fesselloses wie versiegeltes Bild. Lukes Unabhängigkeit des freien Willens begann einst mit einem Feuer. Seine Last des Schicksals und der Wahrheit endet dagegen – mit einem Feuer.
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