Wer schon vor zwei Jahren keinen Gefallen an der Neukonzeption jener Heroen mit Panzer fand, die in den Neunzigern für ein Imperium an Vermarktungsstrategien sorgten, hat nun allen Grund, die Sache in Richtung Kinderschrank ad acta zu legen. Wo es in diesen Comic-Adaptionen einmal Charaktere und emotionale Hürden pizzagetränkter Ninja-Action gab, bietet „Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows“ lediglich einen Souffleur für pausenlose Aufregung. Womöglich ist sich Regisseur Dave Green der austauschbaren Fassung seines Abenteuers nicht bewusst, so versiert er die Energie seines Vorgängers Jonathan Liebesmann zu übertrumpfen versucht, Dutzende Szenarien in greller Abwechslung unter Zunahme einer Kameraarbeit im Nitro-Boost verquickt und wie seine Zielgruppe nicht still sitzen oder leise sein kann. Zuschauer über sechs Jahren werden aber wahrscheinlich auch erkennen, dass das Narrativ keines ist und sich lediglich durch Einzelmomente schlägt.
Fortan wird man stattdessen von einer Unmenge Exposition erschlagen, in der Bösewicht Shredder (Brian Tee) flüchtet, in einem schwarzen Loch auf das Alien Krang trifft und zur Weltherrschaft drei Artefakte für ein Portal finden muss, während die vier Kröten aus New York versuchen, dem Ganzen hinterher zu kommen. Die mangelnde Persönlichkeit wird durch zahlreiche und spielzeugfreundliche Vehikel, Gadgets und Waffen zu kaschieren versucht, durch die die Schergen des Foot Clans bezwungen werden sollen. Wohlgemerkt ist der Einsatz derer so im Overkill-Modus, dass es an Kurzweil nicht einmal mangelt. Die Motivation zeigt sich allerdings so hohl, wie der Soundtrack Steve Jablonskys zu neunzig Prozent oberepischen Ernst vorspielt. Was als Herzstück unter muskelbepackten Turtle-Bros bleibt, pocht nur marginal, wenn die mutierten Jungs hadern, ob sie nicht bei Tageslicht an die frische Luft und somit ihren wohlverdienten Heldenstatus einnehmen sollten.
Diese Grundlage nutzt der Film hingegen für stumpfe Streitereien, die Leonardo, Raphael, Michelangelo und Donatello gleichermaßen blöder und hässlicher als sonst erscheinen lassen. Wenn es da noch Charme mit Hang zum Zusammenhalt in der Familie zu finden gibt, wird dieser jäh abgebrochen, um weitere Plot-Vehikel in Gang zu setzen – wohlgemerkt an früheren Mitstreitern wie April O’Neil (Megan Fox) und Vernon Fenwick (Will Arnett), die auch nur als Funktion agieren. Zumindest letzterer bietet die Ladung an Beknacktheit, die ihn in einigermaßen gelungenen Einlagen zum Auflaufen bemüht sowie den absurdesten Gag der sonst kindlichen Chose einwirft. Er ist jedoch ebenso zu wenig des Guten, wenn Casey Jones (Stephen Amell) seine Aufwartung macht, als Ex-Bulle wie ein unnahbares Mannskind agiert, vom Film mit Referenzen eingebuddelt wird und wie jeder andere nicht umhin kann, Aktion beizutragen – schließlich will er Detektiv werden. Dies wird genauso behauptet wie das Ninja-Gehabe, das sich durch einen einmaligen Shamisen-Sound bestätigt, obgleich letzten Endes sogar auf kulturelle Eigenständigkeit plädiert wird, von der man nichts mitbekommt.
Am meisten Leben verspricht die Umsetzung des anthropomorphischen Schergen-Duos Bepop (Gary Anthony Williams) und Rocksteady (Stephen Farrelly), die sich mit kindlicher Logik einen ausnahmslosen Buddy-Umgang leisten und Pläne schmieden, am euphorischsten die Szenerie zerlegen und die genüsslich dümmste Erklärung zu ihrer Verwandlung erhalten. Doch selbst da kommen irgendwann Kalauer zum Einsatz, von denen man nicht glaubt, dass sie heute noch Verwendung finden würden. Die Michael-Bay-Produktion wirkt nicht nur deswegen beinahe bizarr, sie liegt vor allem mit einem Werk daneben, das im eigenen Rausch nicht in der Lage ist, einen stimmigen Moment zu erreichen und stattdessen audiovisuelle Übersteuerung betreibt, an der sich Klischees in technisch aufreizender Qualität begegnen und dabei schamlos auf jedes Verbindungsstück verzichten. Es lässt sich von Glück reden, wenn manch menschliches Verhalten hier wie eine Karikatur wirkt, während reichlich Juxeinlagen stets auf die gleiche Art in Fremdscham versinken und somit lachhaft werden.
Die Vorlage war sich gewiss nie zu schade, irre Eindrücke zu stapeln – und zumindest jener Impuls kann sich hier austoben, während der Blockbuster-Konsens sein Portal über New York eröffnet. Bei jener Aufdringlichkeit, die jedes Dezibel auf einmal aufspielt, bleibt aber kein Grund mehr, warum diese Überforderung durch Nichtigkeiten noch von Belang ist, wenn sich alles nur dem Standard gemäß abspult, mit dem Willen zum Selbstbewusstsein zwar flirtet, aber keinerlei Augenkontakt (auch nicht mit dem Zuschauer) herstellt. Selbst im Hinblick auf den nur bedingt gelungenen Vorgänger eine überflüssige Parade fettfreier Schauwerte.
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