Die Furchen in Erics Gesicht sind die Furchen der Zukunft, die nie kommen und der Gegenwart, die nie enden wird. Guy Pearce hadert mit diesem Eric; die aufgequollenen, einstigen Fleischwunden früherer Tage benetzen seinen Körper, auf dem es mehr zu sehen gibt als in der Welt, in der er lebt. In der Sauna Australiens, zehn Jahre nach dem Ende der technologisierten Zivilisation, platzt die Dürre ins Nichts. Frauen gibt es kaum – und wenn, dann sind sie alt, wirr und stricken; oder grüßen gleich mit dem Lauf eines Gewehrs. Einziges Fressen, welches hier frei, aber nicht immer munter umherkreist, ist der Mann. Vielleicht auch ist Eric der letzte, der noch eine einzige Aufgabe abseits alles Materiellen auf Erden sieht. David Michôd ist sie gar so wichtig, diese Aufgabe, dass er sie zuletzt enthüllt in diesem apokalyptischen Western, wo die Stille just nur noch den Tod einleitet. „The Rover“ nennt er seinen Zweitling nach dem von Dreck umsponnenen Debüt „Animal Kingdom“; und als dem titelgebenden Vagabunden Eric sein Auto von einer Bande Wankelmütiger geraubt wird, da hetzt er diesen nach. Wie ein Tier im Königreich aller Tiere. Denn der Mensch ist noch immer das grausamste von allen: Ein Tier, das nach dem Tod und damit einziger Rettung aus der Misere heraus lechzt.
In der Nachwelt gleicht so eine Suche auch dem Abrieb der allerletzten Menschlichkeit. In jenen kleinen Weltuntergangsdörfern, die Eric nun spähend streift, existieren lediglich ein paar wenige Bungalows, die aussehen wie geflickt. Aber sie sehen auch so aus, als ob deren Bewohner viel mehr und viel früher auseinander fallen. Bei aller peniblen Kollapsbildung liegt Michôd noch eher an einem anderen Element, einer Art „Bonnie und Clyde“-Nummernrevue: Denn Eric stolpert plötzlich über Rey (bravourös: Robert Pattinson), den zurückgelassenen Bruder des vermeintlichen Anführers der Diebesbande. Zunächst stirbt ihm dieser beinahe im Würgegriff weg, bevor er Antworten auf ungestellte Fragen finden kann. Dann verändert sich ihre Beziehung und das Treiben explodiert erst recht – es entblättert sich in karg saugenden Einstellungen unter psychedelischem Surren, welches sich über die Männer legt. Eric braucht Rey, um den Verbleib seines Wagens zu sichern; und ebenso benötigt Rey auch Eric, weil man einerseits selbst in dieser Welt noch einen Jemand braucht, andererseits, weil er schließlich nirgendwo mehr richtig scheint. Der Mann sucht noch immer Heimat. Wo auch immer die stecken mag.
Da blickt man nun erst auf Rey, ein klaffender Schuss lässt seinen Magen krampfen, bis der filmische Zufall mit seinem Schicksal kollidiert. Aber das Schicksal kommt früher, obgleich in „The Rover“ alles ein wenig später einsetzt. Manchmal sogar setzt es dann ein, wenn schon nichts mehr einsetzen kann, weil die Szenarie schon aus-, aber noch nicht aus dem Ruder läuft. Rey also kriecht den steinigen Sand entlang. Das halbe Kind scheint seltsam, einige Jahre an Intelligenz und Leben müssen ihm wohl fehlen, damit er gänzlich hätte erwachsen sein können. Ein Zucken spielt fortwährend um seine Mundwinkel, eine Unsicherheit läuft aus und die Kommunikation, nun, die kommt in dieser Welt ohnehin nicht mehr zustande. Die Mannfindung schließlich übernimmt Eric mittels einer Knarre und Rey selbst mit dem Tod. Überhaupt stirbt bei Michôd zunächst und nur der Körper weg, weil die Seele schon genommen wurde. Der verrottende Rest der Menschheit schleppt sich derweil in die Minen des Landes, damit Asien die nötige Nährstoffversorgung erhält. Aber der Mensch ist nur noch Tier, er tauscht Geld aus, aber es ist nicht mehr als Papier; er trinkt Schnaps, aber die Trunkenheit befreit ihn nicht mehr.
Michôd meint den Untergang der Gesellschaft und alles Lebenswerten jedoch wenig lyrisch oder in funkelnder Erhabenheit, wie selbst John Hillcoats Dystopie „The Road“ sie noch andeutete. Vielmehr zynisch, wenn auch amüsierend, erzählt er von wunden Herzen, die sich mit Blei so lange füllen, bis selbst dieses noch ausläuft. Und es keinen mehr kümmern mag. Rey muss den Wandel von Vergangenheit zu Gegenwart noch am Ehesten gespürt und in Erinnerung behalten haben, wo er doch vor zehn Jahren nicht nur halbes, sondern ganzes Kind war. Irgendwo schwirrt dieser Gedanke in ihm. Bis er erlöscht. Endgültig. Und „The Rover“ den Menschen zu Grabe trägt, der nicht mehr Mensch ist.
Meinungen
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Bisherige Meinungen
Der Film ist eine Provokation der Nerven und der Geduld der Menschen, er wurde in Zeitlupe gedreht, habe noch nie so einen extrem langsamen Film gesehen, alle Schauspieler scheinen auf Langsamdrogen zu sein der Regisseur und Kameramänner ebenfalls, also unglaublich laaaaaang gezogen gedreht, eignet sich ausschliesslich für Publikum das nicht weiss, was mit seiner Zeit zu tun hat. Kurz gefasst…. der Film ist eine Beleidigung, eine Verarschung der Zuschauer, und sich als Endzeitfilm nennen zu dürfen, eine extreme Zeitverschwendung, und der Schluss ist einfach nur pervers, dass es sich letztendlich alles nur um einen Hund gehandelt hat, mir fehlen die Worte wie ich es noch kritisieren könnte, eigendlich schade um meine Zeit, Fazit… auf der Skala 0-10 erhällt er eine -37 !!!!!! eine unendliche Frechheit