Micky Graeter wurde 1991 in München geboren und studiert Filmregie auf dem Gelände der Bavaria Filmstudios. Über seinen Kurzfilm „Umbrella“ kann auf der Seite des Wettbewerbs My Røde Reel abgestimmt werden.

Während der Bauer Georgios seinen Schweinestall kehrt, kommt ein Metzger und begleicht seine längst fälligen Schulden. Dieser wiederum bekam das Geld von einem Hotelier, der ihn mit einem Pfandgeld auszahlte. Dieses erhielt er von einem potenziellen, aber skeptischen Hotelgast, der sich erst die Zimmer ansehen will. Georgios aber hat selbst überfällige Schulden und muss daher seine eben erlangten 200 Euro hergeben, die schließlich über eine Prostituierte wieder im Hotel landen, wo sie der unzufriedene Hotelgast zurückbekommt. Alle Schulden sind beglichen – dennoch hat niemand mehr Geld als davor.

Micky Graeter gelingt mit „Umbrella“ ein schöner Kurzfilm, der leicht verständlich den Kreislauf des Geldes inklusive Systematik hinterfragt und eine Art Sinnfrage stellt. Gerade in Zeiten einer massiven Schuldenkrise könnte das Thema nicht aktueller sein und regt zum Denken an. Der Film wird zudem einem universellen Anspruch gerecht – die Thematik ist von weltweiter Bedeutung –, obwohl er in deutscher Sprache gedreht ist. Die treffende Symbolik der wiederkehrenden Geldübergabe reicht nämlich aus, um das Prinzip zu erklären. Interessant sind hierbei die konträren Reaktionen der Agierenden: Der Verlust des Geldscheins löst Verärgerung und Verzweiflung aus, der Gewinn erfreut umso mehr. Die Blicke sind aufs Geld gerichtet, der Metzger schaut dem Hotelier kaum in die Augen und wendet sich bei der Übergabe an den Bauern sofort abwinkend ab. Geld ist eine Droge, die vielleicht gefährlicher ist als jede Substanz der Welt, weil sie tatsächlich jeder benötigt, um zu überleben. Hat man Geld, ist man sicher. Die Titel gebende Anspielung auf einen Rettungsschirm passt daher perfekt.

Auf witzige, raffinierte Art und Weise beschreibt Graeter die erzwungene Unsinnigkeit im Überblick darüber, was im Ganzen passiert. Der Hotelier hat zu wenig Gäste, der Metzger zu wenige Kunden, dementsprechend der Bauer ebenso, der seine Freizeit einer Prostituierten widmet (ironischerweise im Schlachthof München gedreht), die wiederum dem Hotelier Geld für die Zimmer schuldet, weil auch ihre Kundenzahl deutlich abfällt. Was ist also der Grund für die Mangelware Geld? Es gibt zu wenig Nachfrage bei einem zu breiten Angebot. Andererseits ist sicher der überzogene Konsum der Gesellschaft, der zu Schulden führt, ein relevanter Gesichtspunkt, der jedoch in solch einer reduzierten Darstellung mit viel zu wenigen Nebenfaktoren thematisiert wird, um seiner Komplexität zu entsprechen. Aber das ist überhaupt nicht die Aufgabe von „Umbrella“, das in nicht einmal drei Minuten bereits ein wichtiger und zugänglicher Beitrag geleistet wird, noch intensiver über das Finanzsystem Deutschlands, aber auch der Welt, nachzudenken und Schwachstellen zu hinterfragen.

Meinungen

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