In „While the Women Are Sleeping“ machen der Schriftsteller Kenji (Hidetoshi Nishijima) und seine Frau Aya (Sayuri Oyamada) Urlaub in einem Hotel am Meer. Aya fällt am Pool ein anderes Gästepaar auf: Ein alter Mann namens Sahara (Takeshi Kitano) cremt gerade seine junge Frau Miki (Shiori Kutsuna) ein. Kenji, der in einer sinnlichen und beruflichen Krise feststeckt und nach neuen inspirativen Motiven sucht, hat beim ersten Anblick einen Crush auf die zierliche Schönheit, der er im Verlauf des Films zumindest gedanklich zunehmend nachstellt. Wayne Wangs clever inszenierter Mystery-Thriller gibt als Struktur chronologische Tageskapitel vor, behandelt jedoch mindestens drei verschiedene Ebenen. So bleibt zunächst unklar, welche Teile der Handlung von Kenji für seinen neuen Roman erfunden werden, was das dubiose Paar in Wirklichkeit macht und inwiefern Kenji von einer Mischung aus neugierigem Enthusiasmus und hysterischer Panik getrieben ist. Während nämlich die Frauen schlafen, schweben den involvierten Männern die abartigen, gruseligen Abgründe vor, die Kenji wahrzunehmen glaubt. Er beobachtet Sahara dabei, wie er Miki nachts im Zimmer beim Schlafen filmt und findet heraus, dass er dies täglich macht. Die spannende Prämisse ist gesetzt, was geht hier vor?

Wangs Verständnis für visuelles Erzählen hilft dem Film von Beginn an. Eine lupenreine und außerordentlich scharfe Ästhetik saugt die mysteriöse Atmosphäre zwischen den Charakteren auf. Unerwartete Aktionen lassen nicht nur Kenji ratlos zurück – Miki reißt zudem das Ruder der Aufmerksamkeit an sich durch ihre kryptische Art, die Handlung voranzutreiben. Der Zuschauer folgt Kenji, der für sein narratives Erzählen in eine Welt voller Unterdrückung, Obsession und Voyeurismus eintaucht. Interessant wird die Geschichte, wenn man seine gedanklich befriedigenden Sehnsüchte kennenlernt und unweigerlich mit der ebenfalls kriselnden Beziehung zu Aya in Verbindung bringt. Dieser gemixte Emotionaltrunk, den Kenji in asketischem bis hyperaktivem Verhalten zu sich nimmt, lässt ihn die eigenen Grenzen der Wahrheit vergessen. Schon mit seinem Crush war es zu spät für eine Rückkehr in die Realität, da Mikis Präsenz ihm den Kopf verdreht hat. Er steigert sich in eine Fantasie hinein, die von der Wahrheit möglicherweise gar nicht so weit abdriftet, wie anfangs gedacht.

Meinungen

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