Da haben wir es wieder: das inspirierende Feel-Good-Sportdrama aus der Disney-Schmiede, „basierend auf einer wahren Geschichte“. Nach dem ähnlichen „Million Dollar Arm“ aus dem vergangenen Jahr schnappte man sich diesmal Kevin Costner vom „Draft Day“, wieder in der Rolle des Mentors junger Athleten. Und obwohl er in der „City of McFarland“ anfangs auch einen Football in der Hand hält, fördert er im Verlauf doch noch andere Talente. Nachdem Jim White (Costner) nämlich durch einige verbale wie physische Auseinandersetzungen von seiner Mannschaft suspendiert wird, bleibt ihm und seine Familie nur ein zweifelhafter Neuanfang in der kalifornischen Kleinstadt McFarland. Dort eckt er auf seinem neuen Posten ebenso unfreiwillig an, entdeckt aber in der größtenteils hispanischen Gemeinde einige Jungs, die schneller laufen können, als er Football coachen will. Fortan spornt er seine liebenswerte Truppe an Underdogs dazu an, sich gegen alle Widerstände als Crossläufer zu bewähren.
So kommen sich auch die jeweiligen Kulturen näher: Costner wird zur aufrechten Vaterfigur seiner McFarland Cougars, hilft sogar beim Avocado-Pflücken aus und ist bei Familienfeiern in der Nachbarschaft dazu da, aus Gastfreundlichkeit weit mehr auf dem Teller zu kriegen, als ihm lieb ist. Im Gegenzug darf Team-Kapitän Thomas Valles (Carlos Pratts) mit Whites Tochter Julie (Morgan Saylor) anbandeln, obwohl der Schatten seines problembehafteten Vaters und die Omnipräsenz feindlicher Gangs im Viertel über allem schwebt. Hauptsächlich gilt jedoch, zu trainieren und sich für die Meisterschaften zu qualifizieren, weshalb der Zuschauer durchaus mit jenen gängigen Konflikten, Engpässen und Erlösungen rechnen darf, die vom Genre zu erwarten sind. Dass über das Erwartbare hinaus nicht viel mehr erzählt wird, höchstens das wohlige Einverständnis zweier gegensätzlicher und doch von Grund auf freundlich gestimmter Gesellschaftsgruppen, wäre vielleicht gar nicht mal so ermüdend, würde sich das Prozedere nicht auf über zwei Stunden Laufzeit erstrecken.
Dabei ist die Inszenierung von Regisseurin Niki Caro („Whale Rider“) an sich stimmig und mit austauschbarer, doch eleganter Mäßigung unterwegs. Ohnehin kann die Tragweite Costners als Antrieb des hoffnungsvollen amerikanischen Traums nicht verleugnet werden, blickt diese doch ebenso herzlich in den Horizont der Möglichkeiten wie ihre multikulturellen Schützlinge. Allerdings mangelt es dieser gutmütigen Vision an echter Leidenschaft. Das gesamte Konfliktpotenzial wird wie seine umgebenden Provinz-Panoramas in ätherische New-Age-Töne verpackt und mit Behutsamkeit ins Bett gelegt, auf dass am Morgen darauf alles wieder gut wird. Im Klartext heißt das, dass die Bewohner der „City of McFarland“ zu nett zueinander sind und sich weder grobschlächtige Fehler noch beachtliche Höchstleistungen erlauben. Erst gegen Ende, wenn sich pathetischer Schmalz in das Fließband der Klischees einmischt, wird es noch einmal interessant – doch dann ist auch schon alles vorbei und so wohltuend verpackt, dass man ein Happy-Meal nach dem Abspann holen könnte. Niki Caros Film lässt sich so nach Lust und Laune einigermaßen verdauen, wenn man ohnehin nichts Weltbewegendes erwartet – Zubereitungszeit und -art sind aber durchaus noch verbesserungsfähig.
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