Top, die Wette gilt. Dass „Wetten, dass..?“ nicht mehr ist, scheint die beiden Wächter der Totenreiche wenig zu interessieren. Für ihr Leben gerne wetten La Muerte und Xilbabá auf das, was den Sterblichen auf der Erde widerfahren wird. Diesmal haben die Zwei den jungen Manolo und seinen Freund Joaqujín im Visier. Beide sind in die schöne Maria verliebt – aber natürlich kann sie nur einer haben. Xilbabá setzt auf den tapferen und mutigen Joaquín, La Muerte auf den romantisch veranlagten Sänger Manolo.

Die Welt in Jorge Gutierrez’Manolo und das Buch des Lebens“ ist dabei extrem farbenfroh und einfallsreich animiert, obwohl die vielen schönen Bilder schon heute etwas veraltet wirken. Da der Film ein sehr viel geringeres Budget als vergleichbare amerikanische Animationsfilme zur Verfügung hatte, kann man darüber jedoch hinwegsehen. Es ist eine Welt, die zum Eintauchen einlädt. So fantasievoll, wie sie gestaltet wurde, kommt in einigen Momenten auch die stimmungsvolle Seele Mexikos rüber. Da ärgert es regelrecht, dass der Film, von den Bildern abgesehen, ein ziemliches Desaster ist. Ganz im Stile von Cody Camerons und Kris Pearns „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen 2“ möchte er einen Gag an den nächsten reihen und vergisst dadurch, eine Geschichte zu erzählen.

„Manolo und das Buch des Lebens“ verschenkt seine Bilder und Kreativität so in Windeseile. Die Charaktere agieren hölzern und zwischen ihnen blüht keine rechte Stimmung auf. Hinzu kommt, dass im Verlauf des Films mehr und mehr Figuren eingeführt werden (Familien in Mexiko sind eben etwas größer), von denen man nie wirklich weiß, wozu sie eigentlich gut sind. Dass Gutierrez mit musikalischen Einlagen nicht viel Erfahrung hat – wie beispielsweise erfahrene Disney-Filmemacher – liegt in der Natur der Sache. Dennoch wirkt sein zusammengeklauter Mix der Musikgeschichte eher unbeholfen als einfallsreich. Außerdem bringen die Lieder die Story kaum voran: Eher dienen sie dazu, den ein oder anderen Comic Relief auf seine Kosten kommen zu lassen. Wenn Elsa in „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“ „Let It Go“ singt, ist es das Highlight des Films und auch emotional für den Zuschauer nachvollziehbar. Bei „Manolo und das Buch des Lebens“ darf man froh sein, wenn man sich am Ende überhaupt noch an einen einzigen Song erinnern kann.

Immerhin hat es Jorge Gutierrez mit „Manolo und das Buch des Lebens“ geschafft, anders als Isao Takahata mit „Die Legende der Prinzessin Kaguya“, für den diesjährigen Golden Globe nominiert zu werden. Es hat alles sein Gutes.

Meinungen

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