Réka Bucsis „Symphony No. 42“ stand mit neun weiteren Filmen in der Vorauswahl für eine Nominierung bei den Oscars in der Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“, wurde jedoch nicht nominiert.

Die Unsicherheit ist des Kritikers Plage. Aber wie soll er auf Réka Bucsis „Symphony No. 42“ reagieren – wenn nicht mit Zweifel, Angst und Scheu? Oder mit Scham, ob der 47 surrealen Szenerien, die sich in schneller Abfolge lose, doch entfernt stringent entwickeln, angelnde Eisbären zeigen, Kaugummi kauende dreiköpfige Hunde, einen in der Depression zeichnenden Elefanten, Arien singenden Pinguin und ein UFO, welches gleich die gesamte Tierwelt des Ozeans in sich saugt. Doch alles beginnt mit einem Fuchs, der nach der Lektüre seltsamer Freimaurersymbole des Lebens müde eine Pistole aus seinem Fell zaubert, an die Schläfe hält und abdrückt. Folgend ergießt sich daher immer wieder ein orangerotes Meer aus den Wolken in die Erde. Obwohl diese Geschichte im Wald begann und letztlich auch nur in ihm enden kann.

Die Unsicherheit ist somit auch des Kritikers Chance. Denn den Blick in die Sterne leitet Réka Bucsi zwar ins Irrationale, doch vertauscht gleichsam die Rolle des Tiers mit der Rolle des Menschen und die Rolle des Menschen mit der des Tiers, sodass sich historische und zeitgenössische Symbole vereinen. Um Moral oder eine gänzlich logische Kausalkette geht es dabei nicht: Eine Szene umschließt mal eine andere, wie die nächste vielleicht mit der vorherigen bricht. „Symphony No. 42“ ist folglich keine Frage der Interpretation, sondern der Konstruktion – in den Synapsen des Zuschauers selbst. Eine endgültige Lösung wäre da kein Schlüssel für die anthropomorphisierte Welt Réka Bucsis, welche sich die reale zum Vorbild nimmt und den Horror menschlicher Regungen manchmal gar als Wahnsinn Homo sapiens deklariert. Hoffnungsfroh mag dies nun eher weniger sein – aber ausdrücklich fordernd und bisweilen sogar amüsant.

Seit Douglas Adams weiß ohnehin jeder: Die Zahl 42 ist Antwort auf alles im Universum.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

Yannic
10. Dezember 2014
13:26 Uhr

Ich habe das alles nicht verstanden!

Stefanie
10. Dezember 2014
13:49 Uhr

Die Antwort auf all deine Fragen ist: 42.

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