Fans von Nicholas Sparks, dem Autor zahlreicher Kitsch-Romanzen fürs Bücherregal, haben dieses Jahr besonderes Glück. Schließlich erscheint nur wenige Monate nach dem an Selbstparodie grenzenden „The Best of Me – Mein Weg zu Dir“ eine weitere Verfilmung seines Outputs, diesmal eine Adaption seines Werkes „The Longest Ride“. Unter dem höchst austauschbaren deutschen Verleihtitel „Kein Ort ohne Dich“ legt Regisseur George Tillman Jr. eine technisch warme Souveränität an den Tag, welche aber nur bedingt die wie gehabt weltfremde Konstruktion des gängigen Sparks-Narrativs umschiffen kann. Offensichtlich ist solch eine Maßnahme nicht vonnöten, um der Zielgruppe naiver Liebesfantasien gerecht zu werden – dem Genre-Schema droht ab und an dennoch, einige Abnutzungserscheinungen zu offenbaren, sobald jene oft gesehenen Handlungsentwicklungen und Phrasen der Weisheit mit Ernst präsentiert werden. Zudem hebelt der Film darin sein eigenes Tempo aus, indem er zwei parallele Erzählstränge auffährt, welche gefühlt länger als zwei Stunden brauchen, um einen stimmigen Verbindungspunkt zu finden.

Eingangs treffen im malerischen North Carolina zwei Welten zur romantischen Einigung zusammen: Der meisterhafte, junge Bullenreiter Luke Collins (Scott Eastwood) gerät in markiger Over-the-Top-Montage an seine körperlichen Grenzen und lockt damit die angehende Kunststudentin Sophia Danko (Britt Robertson) an, welche von ihrer Freundin Marcia (Melissa Benoist, „Whiplash“) zum Rodeo geschleppt wurde, da dort „die heißesten Typen“ herumlungern. Und tatsächlich ist es Liebe auf den ersten Blick, die zum schwärmerischen Spiel mit Cowboyhüten und Südstaaten-Gentleman-Gesten sowie sexy Ausritten auf der Familienranch führt und schließlich in ein Diner am See mündet, wo Sophia Luke jedoch gestehen muss, dass sie in zwei Monaten ein Praktikum in einer New Yorker Kunstgalerie anfangen wird. Das wird wohl nichts, stellen sie mit Ernüchterung fest. Und auch später hat der Bursche vom Land für ihre Welt der Kunst nicht viel übrig. Plakative Rollenmodelle sind eben immer noch in Mode, auch in Form eines solch charmanten Beaus vom Schlage Eastwoods, der es zudem versteht, ständig effektive Anmachsprüche zu bringen.

Jedoch kommt die entscheidende Wende, als Luke und Sophia einen alten Mann retten, der einem Autounfall am Wegesrand zum Opfer fiel. Der bescheidene und gütige Ira (Alan Alda) hat dabei eine Kiste voller Briefe parat, die er seiner (zufällig auch von der Kunst begeisterten) Frau Ruth (Oona Chaplin) im Verlauf ihrer gemeinsamen Jahre schrieb und im Verlauf des Films per Sepia-Rückblenden Revue passieren lässt – vom ersten Zusammentreffen in den dreißiger Jahren bis hin zum Zweiten Weltkrieg (Erinnerungen an Sparks’ „Wie ein einziger Tag“ werden wach), der Beichte seiner Zeugungsunfähigkeit, ihrer dennoch durchgeführten Heirat und schließlich dem gemeinsamen Drang zu einer echten Familie. In gut portionierten Abständen kommt Sophia Ira nun also besuchen, wenn es mal wieder etwas holprig zwischen ihr und Luke wird. Schließlich haben auch sie Schwierigkeiten, sich an die Wünsche ihres jeweiligen Partners anzupassen und den damit verbundenen Schmerz zu überstehen. Am Beispiel von Iras Lebensgeschichte sieht Sophia aber unter anderem ein, dass man für die Liebe Opfer bringen muss und niemals die Hoffnung aufgeben darf, dass letzten Endes doch noch alles gut wird. Luke verinnerlicht dies offenbar auch, obwohl er Ira im Film mal so gar nicht besucht.

Größtenteils erfährt man dabei lediglich allgemeingültige Stationen der Liebe, die sowohl im Zeitkolorit der Vergangenheit als auch in der Gegenwart simplen Mustern und Bildern folgt. Dabei darf der Zuschauer aus zweiter Hand das lernen, was die Gegenwart zugleich von der Vergangenheit lernt. Eben, dass jederzeit dieselben Probleme vorherrschen und man diese überwinden kann – mehr bleibt von der Geschichtsstunde des Films nicht über. Höchstens noch die Frage, inwiefern man als Zuschauer eine Reflexion zur Liebe aufnimmt, die ebenfalls noch von einer Reflexion der Liebe belehrt wird und sich daher eher dadurch definiert, als selbstständig zu handeln. Diese Konstruktion einer Doppel-Erzählung erschafft ausgerechnet eine gefühlshemmende Distanz und ohnehin reichlich Redundanz. Erst zum Schluss offenbart sich der Zweck des Ganzen anhand einer weit hergeholten Zuspitzung zur Wiedervereinigung mit Deus-Ex-Machina-Faktor. Ein märchenhafter Wunschtraum vervollständigt die erwartete Beglückung einer gelungenen Romanze entgegen aller (selbst auferlegter) Hindernisse; so hanebüchen, dass man vor Freude gluckst.

Sparks enttäuscht nun mal nicht in seinem erneuten Versuch, Perspektiven der Liebe für ein beeinflussbares Publikum junger Mädchen, gelangweilter Hausfrauen oder auch Guilty-Pleasure-Afficionados zu skizzieren. Sein altbackenes und nach ländlichem Glück strebendes Gespür für emotionales Erzählen ist als Filmerfahrung weiterhin die Crème de la Crème des aktuellen Wegwerfkinos: goldig, doof, spekulativ und trivial im Spannungsbogen eines US-Groschenromans. Ein Muss für jeden Liebhaber ungenierten Schmalzes.

Meinungen

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