Wer hätte es gedacht? Steven Soderberghs Überraschungserfolg „Magic Mike“ kehrt zurück, ohne Soderbergh auf dem Regiestuhl und Matthew McConaughey als Super-MC Dallas – doch dafür mit einer erhöhten Portion Spaß im Gepäck, die weibliche wie männliche Zuschauer zu Fans des maskulinen Striptease macht. „Magic Mike XXL“, nun eingefangen von Regisseur Gregory Jacobs, steigt drei Jahre nach seinem Vorgänger ein und verlässt dafür dessen dramaturgische Verantwortung. Seinen Protagonisten ergeht es ebenso, probieren sie doch eine letzte große Tour zur Stripper-Convention in Myrtle Beach, um Freude, nackte Haut und exzellente Bewegungen zu verbreiten. Die individuelle Selbsterfüllung darin kommt zwar erwartbar voran, drängt sich aber nie melodramatisch oder maßregelnd auf, um gegen den Esprit der Figuren anstinken zu können. Strukturell nähert sich Jacobs so einem Roadmovie an, doch folgt eher dem Chill-Faktor einer lockeren Charakterstudie. Mike (Channing Tatum) hadert zwar anfangs noch mit der Erfüllung der Reise, überwindet aber bald seinen inneren Schweinehund und packt das heiße Tanzen und Entblößen an, wie es seine Kumpels lange vermisst haben.

Dennoch schwebt über allem die Frage: Was kommt danach? Wie sieht das Berufsleben oder Anbandeln mit der einzig wahren Herzensdame aus? Und sowieso: Warum noch an der alten Routine hängen, wenn man auch eine neue Show erarbeiten kann, bei der endlich die eigene Stimme und Wunschvorstellung zum Einsatz kommt? Fragen, die dieses Jahr schon „Pitch Perfect 2“ ähnlich, aber unnatürlicher stellte, als es dem sympathischen Buddy-Ensemble (um Kevin Nash als Tarzan sowie Joe Manganiello und Matt Bomer) gelingt. Dieses lässt den Lifestyle so einfach aussehen, dass man selbst derart unbeschwerte Qualitäten innehaben möchte. „Magic Mike XXL“ ist in seiner Hemmungslosigkeit insofern Projektionsfläche fürs Male Empowerment und besonders im Umgang mit Weiblichkeit beinahe vorbildlich, doch ebenso von naiver Unschuld gezeichnet. Bei diesen Gentlemen ist also keine Exploitation vom weiblichen Geschlecht vorgesehen, sondern allenfalls die Beglückung durch erfüllte Sehnsüchte und liebevollen Körperulk. Jener Selbstauftrag wird zwar mit gutgläubigem Berufsethos vorgetragen, aber auch nicht mit übergewichtigem Pathos verpestet.

Gregory Jacobs’ Film lässt seine Recken einfach sie selbst sein und verweilt daher in ausgewählten Szenarien für längere Zeit, je mehr Möglichkeiten des Beobachtens und Vergnügens eröffnet werden. Dafür ist Steven Soderbergh sogar noch einmal als Kameramann und Cutter am Ball und setzt elegante wie einladende Perspektiven, anhand derer Körperbeherrschung und Körperkult im Neonlicht zur erquickenden Ekstase gelangen. Als Rhythmus geht dabei alles von den Backstreet Boys bis zu Nine Inch Nails, mit Wasserspritzern und Lederriemen, auf Stühlen und im Strahl der Schlagsahne. Erotik funktioniert hier auf mehreren Wegen, solange man sein Ding einfach durchzieht. Wenn es nach Magic Mike geht, könnte ruhig alles derart heiter möglich sein. So bleibt der Film trotz minimalistischer Substanz in seinen zwei Stunden Laufzeit ein Energieriegel voll Selbstbewusstsein, bei dem die Freundschaft so locker von der Hand geht, wie alle Beinkleider rasant abzureißen sind. Ein spektakuläres Easy Going unter Goldjungen und ihren Königinnen.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

24. Juli 2015
21:52 Uhr

Wer braucht schon Matthew McConaughey? Denn dafür bekommen wir Joe Manganiello – und der Mann hat nicht nur einen Big Dick, sondern weiß auch definitiv, wie mit ihm umzugehen ist! Das sorgt nicht nur an der Tankstelle für knusprige Fantasien, wenn Gregory Jacobs die Backstreet Boys auspackt: Auch unter Rotlicht, mit Nine Inch Nails, ihrem „Closer“ und einigen minimalen Sadomaso-Spielen geht es hart, heiß und rücksichtslos her. Eine Aussage (aber glücklicherweise keine große Handlung) gibt es XXL auch noch: Ehre die Frau, dann geht alles! Das ist naiv, aber eben nicht dumm.

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