Es existieren Filme, die möchte man seinem ärgsten Feind nicht wünschen. Filme und gleichzeitig Rachegeschenke. Claudio Fäh ist einer von ihnen, der sich empfiehlt, seinen Ausbund an schauerlichen Grabbelkistenarbeiten ja keinem vorzuschlagen. Da wäre „Sniper: Reloaded“ und da wäre „Hollow Man 2“ – wohlweislich geisttötend? Auf jeden Fall kein hoch geschätztes Portfolio. Fäh ist ein Taugenichts und Tausendsassa entsetzlicher Green-Screen-Vielfalt, des forschen B-Movies, des aufrichtigen Direct-to-DVD-Guts, der kantenlosen TV-Produktion, die auf der Leinwand bedingt etwas zu suchen hat. Auch „Northmen – A Viking Saga“, der jüngste Claudio-Fäh-Film, fand zur Leinwand, obwohl er besser zu Sat. 1 oder Sixx gepasst hätte. Eine „Saga“, die epochal genug wäre, den Kinosaal zu übermannen, ist gar nicht spürbar, fühlbar, ausmachbar. Welche „Saga“? Zahllose tölpelhafte Wikingerbrüder, die gegen- und aufeinander eindreschen, eine sich baldigst verguckende Prinzessin klauen und über eine Insel flüchten? Fäh ein Kamerastativ zu überlassen, um das Meer mitsamt seiner Gebirgsketten und Felsstrukturen abzuschwenken, bedarf eingängiger Überlegung. Dies steht jedoch an der Tagesordnung in „Northmen – A Viking Saga“.

Dumm nur, dass der Film dabei in seine verkrampfte Ästhetik vernarrt ist. Synthetik, wo immer es sich anbietet. Feuer, Wasser, erquickliche Hintergrundpanoramen, erhabene Baumkronenperspektiven: alles digital ausmachbar, prähistorisch getrickst und wirtschaftlich rentabel eingefügt. Das ist Naturalismus aus Mausanweisungen. Währenddessen konzentrieren sich die muskulösen Eigenbrötler aufs Grunzen, Backenzusammenziehen und Affenkreischen, was sie Konversation nennen. Und überleben zur Not einen artistischen James-Bond-Sprung von einer hunderte Meter hohen Klippe. „Northmen – A Viking Saga“, zu doof wirkt er nichtsdestoweniger, als dass wir ihm ernsthaft fies eines auswischen müssen. Zuzüglich eines entfesselt fuchtelnden Karatemönchs (Notiz: der sieht aus wie TV-Koch Ralf Zacherl!), einem kloppaffinen („Nicht quatschen, kämpfen!“) Dreitagebartsöldner (wahlweise der Anthony Hopkins aus „Instinkt“ oder der Sean Connery aus „The Rock – Fels der Entscheidung“) und einem Grimassen verzerrenden Prügelknaben auf der Gegenseite, gebiert sich Claudio Fäh für nichts anderes als ungeheuren Blödsinn, der aber, unter Umständen, erträglich lustig ist, anstatt unerträglich bedeutungssuchend.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

psyhova
2. November 2014
18:25 Uhr

Der Film ist das Eintrittsgeld nicht wert. Ich bin sehr entäuscht über die Story. Voll abgelutscht……. Lücken in der Story eine sexy prinzessin ein paar bekannte Gesichter mit schöner Landschaft, der Mönch aus Robin Hood und die A Team einlage dürfen auch nicht fehlen, und fertig ist der Movie….. Kaum zu glauben, dass die mit einem solchen schlechten Drehbuch das Budget zusammen bekommen haben. Geht wohl nur noch mit Vitamin B in dem Geschäft.
Der Film ist grosser Mist.

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