Es klingen triste Zeiten an, wenn eine Prämisse wie jene von „Pixels“ in biederer Langeweile und als „Armageddon“-Klon endet, der nicht mal ein Viertel von dessen Energie vorweisen kann. Der neue Film von Chris Columbus versucht sich nämlich daran, das moderne Blockbusterkino mit der komödiantischen Sensibilität von Adam Sandler und seinen Kollegen zu verknüpfen. Letztere sind natürlich erneut Lebensversager, die ihr Dasein durch Nostalgie vertreiben wollen, unbeholfen mit Frauen umgehen, gerne auch übergewichtig sind und überall Classic Rock hören, um der gegenwärtigen Generation die eine oder andere Qualität von einst beizubringen. Alles natürlich Trottel, Nerds und Mittelständler – allen voran Kevin James, der hier Präsident der Vereinigten Staaten wird. Umso einfacher gelingt die Involvierung seiner alten Arkaden-Kumpane Sam Brenner (Sandler) und Wunderkind Ludlow Lamonsoff (Josh Gad) sowie dem großkotzigen Highscore-König Eddie Plant (Peter Dinklage), als Aliens Aufnahmen von Videospielen anno 1982 als Kriegserklärung missverstehen und nun zum Angriff in verpixelter Form ansetzen. Dagegen ist das Militär nicht vorbereitet, weshalb nur noch unsere Joystick-Nieten den Tag retten und das Schicksal der Welt entscheiden können. Eine triviale Ausgangslage, die dennoch Spaß versprechen dürfte.
Die Umsetzung besitzt jedoch kein Gefühl für echten Spielspaß. Wie bei so manchen modernen Videogames werden überdrüssige Handlungssequenzen für Unterhaltung verwechselt, lenken aber vom eigentlichen Elan ab. Umso lähmender, wenn im Gegenschnitt zur Invasion die witzlosen Bemühungen von Mannkindern gezeigt werden, die im Frust des Berufslebens durch glatte Wohnungen schlendern, lahme Witze reißen oder soziale Kommunikationsunfähigkeit sowie sexuelle Ungewissheiten als platte Pointen verheizen. Allen voran die Figur von Josh Gad drückt entschieden aufs penetrante Wahllosgag-Pedal, bis seine Charakterentwicklung (heiße Videospielfrau knallen!) jedem Zuschauer egal wird. Überhaupt lässt sich das Ensemble in seiner Austauschbarkeit in die Pfanne hauen. Dramaturgisch gesehen nutzen diese nämlich ihre Zeit hauptsächlich für stumpfsinnige Witzeleien und Sticheleien, die in ihrem Niveau höchstens für Kleinkinder geeignet sind (siehe Sidekick Q*Bert), aber auch stets mit Zweideutigkeiten der Altherrenliga herumwerfen – alles in Zeitfenstern, in denen bei gängigen Blockbustern echte Ereignisse geschehen. Folglich ist die ganze Angelegenheit ein müßiges Unterfangen, um eventuell doch gewitzte Gefechte mit Video-Fieslingen zu erreichen.
Sobald diese geschehen, wird zumindest größtenteils die Klappe gehalten, während ein visuelles Ballerspektakel entfacht wird und symphonische, fetzige Rhythmen auffährt. Nach dem ersten Mal versiegt das Besondere allerdings, selbst wenn der Film es in seiner mutlosen Berechnung nicht unterlässt, reichlich Referenzen und Signale aus vergangenen Tagen fürs anspruchslose Nerd-Publikum aufzutischen – „Kung Fury“ lässt grüßen. Doch es gibt nicht nur Negatives über den 8-Bit-Terror zu berichten: So dürfte der Quatsch als entbehrliches Trivialkino für heiteres Hirnausschalten sorgen, bei dem kleine Kinder die Grundlagen des amerikanischen Humors kennenlernen und große Kinder Michelle Monaghan sowie eine schweigsam devote Ashley Benson angaffen können. Und wem es hilft: Effekttechnisch ist alles natürlich erste Sahne und zumindest eine bunte Abwechslung zur allgegenwärtigen CGI-Apokalypse. Die Außerirdischen sind übrigens gar keine schlechten Verlierer und geben sogar etwas zurück, wenn sie eine Runde verlieren.
Zudem erinnert der Transformationseffekt vom Menschen zum Pixelwesen ins Mutterschiff der Aliens interessanterweise an die allererste Videospielfilmadaption „Super Mario Bros.“ (1993); zusätzlich spielt sogar Fiona Shaw mit und selbst Regisseurin Annabel Jenkel wird im Abspann gedankt, dass ihr Max Headroom als intergalaktischer Kommunikator auftreten darf. Es steckt also doch ein bisschen Liebe zum Detail in Chris Columbus’ Film – aber nicht die Stärke oder auch Liebe zum Menschen, welche seine besten Filme ausgemacht hat. Die findet sich höchstens zu Beginn wieder, wo unsere Helden in ihrer Kindheit gezeigt werden, wie sie in der Kleinstadt zu Gaming-Stars avancieren und am großen Spielhallen-Wettbewerb teilnehmen. Von diesem bescheidenen Fundament aus hätte man ein sympathisches Jugendabenteuer à la „Super 8“ aufziehen können. Oder man hätte es auch einfach beim ursprünglichen Kurzfilm von Patrick Jean belassen können, in dem die Videospiele eine Stadt angreifen und alles ringsherum transformieren. Die einfallslose Spielfilmvariante braucht für diesen visuellen Kick länger als nötig und unterminiert den einfachen Spaß anhand ihres mäßig treffsicheren Spaßverständnisses – welches seine Höhepunkte am ehesten in obskuren Wortkombinationen und schlechten Kinderdarstellern findet.
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