Der Krieg der Blechboliden ist zurück und versucht sich nun vollends als Franchise-taugliches Sci-Fi-Epos zu etablieren, das mit dem geringsten Widerstand zum Publikum in Serie gehen sowie an den Esprit von einst erinnern kann. Die Qualität von James Camerons Erstlingen hallt nämlich noch immer nach und geht insofern auch nicht an Regisseur Alan Taylor vorbei, sodass er für seinen „Terminator – Genisys“ sogar einige ihrer Szenen zumindest visuell emuliert und mit scheinbar cleveren Umkehrungen füttern will. An der Herangehensweise könnte sich ein gewisser Reiz aufbauen, wenn denn nicht von vornherein klar gemacht wird, wie viele Topoi des modernen Blockbuster-Gestus dem Spaß auferlegt werden müssen, damit die Gleichschaltung möglichst goutierbar angenommen wird. Dies bedeutet, dass Umstände reichlich simplifiziert und gleichsam überdrüssig etabliert und im Nachhinein noch mal visuell nachgereicht werden. Dies bedeutet aber auch eine austauschbare Musikalität zwischen Dröhnen und unverdientem Pathos, bei welcher die Stabsangabe „Executive Music Producer: Hans Zimmer“ beinahe als Selbstparodie durchgeht. Dies bedeutet zudem einen insgesamt forcierten Ernst, der mit blasser PG-13-Dynamik allzu sichere Pfade einschlägt und sich nur bedingt Außergewöhnliches erlauben darf, um mit den großen Geschützen der Gegenwart mithalten zu können.

Was einst den Maßstab setzte, hingt nun hinterher und muss seine Ungestümtheit terminieren. Gewiss ist das leichter, als an die Perfektion der Stimme Camerons heranzureichen. Doch ein Vorbild sollte man sich in der Hinsicht schon an ihr nehmen. Bei Cameron ging es nämlich nie wirklich um das Roboternetzwerk Skynet an sich oder um dessen Bilder der Postapokalypse – diese waren immer mehr Mittel zum Zweck, als etwas, das wahrlich Stoff zum Nachforschen hergab. „Genisys“ geht aber explizit darauf ein und findet natürlich nicht viel vor; verschwendet aber darin kostbare Zeit, anstatt etwas Frisches vorzeigen zu können, wohingegen Teil eins und zwei der Reihe auf Charaktere setzten, die nur bedingt von der Zukunft wussten und Stück für Stück davon erfuhren, während der Drive schon anderweitig im Gange war. Hier nun hat jeder dank der veränderten Timeline den Durchblick – und dennoch müssen sie sich das selbst gegenseitig ausgiebig erklären, damit auch selbst das dümmste Publikum ja auf die Sprünge kommt. Tatsächlich entstehen unter anderem solche Momente wie jener, in dem Sarah Connor (Emilia Clarke) Kyle Reese (Jai Courtney) darüber in Kenntnis setzt, dass zwischen 1997 und 2017 ja zwanzig Jahre liegen, nachdem er sie davon überzeugen will, dass die Apokalypse nun zu letzterem Zeitpunkt, statt am alteingesessenen Datum verhindert werden muss. Das ist eben aber auch die essenzielle Crux des Films: Er bemüht sich verbissen darum, Veränderungen einzuleiten, die jedoch stets zum selben Ausgangspunkt führen – eine Erkenntnis, die schon beim dritten Teil, der „Rebellion der Maschinen“, thematisiert wurde.

Dennoch will das Ensemble doch so gerne aus seinem Zwang ausbrechen. Allen voran Sarah Connor drängt auf ein eigen entschiedenes Schicksal und ist somit bereits von Anfang an radikal zum Kampf gerüstet, wo sie sonst immer noch auf der Flucht war und beschützt werden musste. Dass sich ihre Bestimmung letzten Endes trotzdem halbwegs bieder bewahrheitet, ist im Weichspüler-Modus Taylors fern jeder Überraschung, wie auch ihre charakterliche Umkehrung von vornherein keine Überraschung mehr darstellt. Das liegt nicht nur an der bereits arg spoilernden Marketing-Kampagne: Allen voran diejenigen, welche mit der Reihe vertraut sind, erhalten schon früh vorwegnehmende Anzeichen, dass sich die Regeln geändert haben. Solch ein Impuls dürfte grundsätzlich Spannung versprechen. Doch gerade dann geht die Inszenierung zu dröge aufgelöster Klopperei über, bei der mit CGI alles möglich ist – nur nicht das Geschick eines wirksam vermittelnden Effekts. Cameron musste seinerzeit mit Limitierungen arbeiten, anhand derer jede außergewöhnliche Einstellung zwangsläufig wichtig, da kostbar wurde. Inzwischen jedoch soll Computertechnik an sich als Spektakel ausreichen, was unter den richtigen Rahmenbedingungen Sinn ergibt, hier aber gegen das Herz arbeitet, welches die Reihe in ihren besten Zeiten definierte: die menschliche Erfahrung von Bedrohung, Zusammenhalt, Furcht vor Ersetzbarkeit und dem Über-sich-hinaus-wachsen. Diese Faktoren spielen hier auch eine Rolle, werden aber zur zweiten Geige degradiert, welche dem publikumstauglichen Fokus auf Dystopie Folge leisten muss.

Folglich fühlt sich diese Erfahrung nicht wirklich wie ein „Terminator“-Film an, obwohl gerade Arnold Schwarzenegger sein Herzblut für eine Rolle ausschüttet, die ihn groß gemacht hat. Auf diesem Wege kann das Drehbuch seiner Figur des T-800 auch eine Bedeutung zukommen lassen, welche die Vermenschlichung zur Vaterfigur und zum Beschützer entschlossen vorantreibt und zudem als Brocken alter Technik noch immer fest zuschlagen kann. Ein Hoch auf die Nostalgie! Das will der Film gerne sagen, doch natürlich darf er sich nicht daran halten, selbst wenn er mit zig Querverweisen auf die Stichworte der Vorgänger anspielt und zu variierten Szenarien zusammenwürfelt. Da schafft er sogar teilweise gewitzte Ansätze, die zwar auch nicht neu sind, aber im Rahmen einer Serie für sich selbst und für die Sache stehen dürften. Ab der zweiten Hälfte häufen sich diese feinen Einsprengsel der Abkapselung sogar, sobald sie den unnatürlichen Redezwang verlassen und freimütige Persönlichkeit einwerfen. Ehe man sich jedoch versieht, gesellen sich Pflichterfüllung wie auch einige missglückte Eigenwilligkeiten und Running Gags dazu, bis vom Potenzial eines genuinen Weges wieder nur Redundanz übrig bleibt. Dabei ist die emotionale Reise vom Beziehungsdreieck Connor-Reese-Pops (wie Sarah den T-800 liebevoll nennt) keine schlechte, da familiäre Ausgangslage. Dass diese nur ebenso gleichgültig überakzentuiert wird wie das Gewitter an Computereffekten, entzieht ihr jedoch die Ehrlichkeit – egal, mit welcher Toleranz man den Formeln der kontemporären Unterhaltung entgegensteht.

Alles bleibt höchstens annehmbar; erzählerisch immerhin übersichtlich und mit einem souveränen Timing für Action und Abkühlung ausgestattet, aber darin auch von Inkonsequenz und plakativer Auftragsarbeit gezeichnet. Enttäuschend vor allem in der Hinsicht, dass man sich derart anstrengt, den Reiz von einst einzufangen und darauf neuen Nervenkitzel zu erbauen, nur um diesen dann doch wieder nur in ein Korsett der gängigen Weltenrettung zu stecken. „A World Beyond“ dürfte sich im Box-Office-Grab umdrehen. Für Vergnügen, Charme und Stil bleibt da kaum noch Zeit, obwohl alle eine Zeitmaschine haben, die jedoch derart einfallslos aussieht, dass man sich lieber an die eigene Fantasie bei Kyles Beschreibung dieser aus Teil eins erinnert. Manchmal muss man eben wissen, was man erzählt und was man zeigt – Alan Taylor findet schlicht nicht das Gleichgewicht und schießt selbst dort vorbei, wo ausgelassener Quatsch zumindest etwas an der Chemie zwischen Ensemble und Publikum gerettet hätte. So verläuft die Synergie nur künstlich à la Skynet und löst lediglich halb gar das ein, was vor Jahrzehnten schon mit weniger fesseln konnte.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

4. Juli 2015
12:36 Uhr

Erstaunlich, wie sich ein Film selbst so egal sein kann, dass er zunächst seine besten Vorgänger wiederkäuen muss, sich daran aber nur verschlucken kann. Immerhin darf jedoch „Arni“ ein wenig mehr umherwuseln als im ebenso redundanten „Salvation“ – als Qualitätsmerkmal jedoch ungenügend. Aber „Genisys“ (furchtbarstes Untertitelanhängsel jemals?) ist zumindest routiniert genug, dass bei aller Routine nicht viel wirklich daneben läuft. Selbst wenn manchmal nichts funktioniert. Leider aber spuckt er auch diese Unart Marvels – eine Mid-Credits-Scene nämlich – aus. Es geht halt doch leider immer weiter.

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