Eine Art mechanische Traglastenkuh schleppt sich von der Wüste in die halbwegs grüne Stadt. Ein Gelenk funktioniert nicht mehr, es schleift nur noch über Sand, das Auge zur Visualisierung der Umgebung ist schon eingeschlagen, die Bewegungen sind unförmig, hölzern. Ein Schild mit dem Namen Ernest Holm (Michael Shannon) und der vermutlichen Seriennummer prangt an des eher bäuerlichen Roboters Seite. Wo der Wilde Westen schon lange tot scheint, beginnt Jake Paltrows bizarr-futoristischer, post-apokalyptischer Western „Young Ones“ in einer wohl nicht allzu fernen (amerikanischen) Zukunft erst: Die Diktatur über das Wasser malmt den Menschen nieder, so wie ihn der autoritäre Staat dann bestens bearbeiten und enteignen kann. Wenn der Packesel stirbt, dann kauft Mann sich eben modernste Technik aus der Dystopie. Exploitation ist das trotz einem Faible für Tarantino’eske Spielereien (darunter die lähmende Dreiteilung des Narrativs nach seinen Protagonisten) freilich selten, obwohl es wummert, hämmert und Michael Shannon als charmant-schnoddriger Ex-Alkoholiker auch urinierende Halunken abschießt. Alkohol nämlich gibt es hier statt Wasser in rauen Mengen.

Es ist jedoch alles gar nicht so, wie es scheint, besonders das eigentlich interessante Konstrukt funktioniert lediglich als typisches Imitat ähnlicher Versuche (im besten Fall: John Hillcoats „The Road“; im schlimmsten Fall: Albert und Allen Hughes’ „The Book of Eli“), den Menschen nicht direkt in die Zukunft, sondern von der Zukunft wieder zurück ins Mittelalter zu transportieren. Somit läuft auch die Erzählung vielmehr en vogue im Stile der Siebziger aus, es geht wieder um das Erwachsenwerden eines Jungen (groß und doppeldeutig blass: Kodi Smit-McPhee), der dann auch noch überraschend im dritten Akt Rache übt, wobei es mit der Liebe zu einem Mädchen hapert, welches einzig dadurch charakterisiert wird, dass ihre Ohren die schwarzen Haare teilen. Typen nannte man die heute konservativen Protagonisten solcher Werke noch zu Zeiten der Dust-Bowl-Ära auch nach den dreißiger Jahren, in denen Staubstürme große Teile der Great Plains in dürre Striche der Landschaft verwandelten.

Während Matt Meyer aber lethargisch von Überblende zu Überblende segelt, leiert die ursprünglich auch klammheimlich spröde Inszenierung ihr Lied von den Königen über den nassen Rohstoff herunter. Die schönste Szene aber ist, als Elle Fanning Geschirr mit Sand abspült.

Meinungen

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