Seit den Ereignissen der ersten Frau in Schwarz sind über vierzig Jahre vergangen. Wir erinnern uns: Dort wurde Anfang des 20. Jahrhunderts Daniel Radcliffe (respektive Adrian Rawlins in der Fernsehadaption von 1989) im düsteren Eel-Marsh-Haus von einem unheimlichen, rachsüchtigen Geist heimgesucht. Seitdem sind einige Jahrzehnte verstrichen und die Handlung befindet sich mitten im Zweiten Weltkrieg. Eine Gruppe von Kindern wird zusammen mit zwei Erzieherinnen aus dem verbombten London evakuiert – leider ausgerechnet in das Horror-Haus, in dem die Frau in Schwarz noch immer keine Ruhe gefunden hat. Es wäre aber doch gelacht, wenn eine von den Zweien keine todesmutige Kämpferin ist, die alles daran setzt, das Leben der Kinder vor der Frau zu schützen.
Mit „Die Frau in Schwarz“ konnte das traditionsreiche Hammer Studio 2012 einen unerwarteten Überraschungserfolg verbuchen. Weltweit spielte der Film mehr als 120 Millionen Dollar ein; für einen Horrorfilm ein grandioses Ergebnis. In seinem Produktionsland Großbritannien wurde der Film sogar zum erfolgreichsten Horrorfilm aller Zeiten. Eine Rückkehr ins Eel-Marsh-Haus war daher beinahe unvermeidlich. Den zweiten Teil, „Die Frau in Schwarz 2 – Engel des Todes“, kann man dennoch ohne Vorkenntnisse der Geschehnisse aus dem Vorgänger sehen. Die Geschichte ist für sich abgeschlossen und stellt lediglich ein zweites Kapitel da. Und in der Tat beginnt der Film von Tom Harper recht verheißungsvoll: Die Landschaft und das düstere, verlassene Haus werden in schönen Bildern eingefangen und lassen an die großen Tage des Hammer Studios erinnern. Auch die junge Hauptdarstellerin Phoebe Fox passt in die Rolle der anfangs zurückhaltenden Erzieherin, die gegen Ende hin aber selbstverständlich immer mutiger wird. Aber nach den ersten gelungenen zwanzig Minuten macht der Film das, was beinahe jeder Genrefilm der letzten Jahre versucht: Auf Teufel komm raus soll der Zuschauer alle paar Minuten erschreckt werden. Und das möglichst effektiv. Das funktioniert vielleicht die ersten zwei Mal – aber es ist ein Effekt, der sich unglaublich schnell abnutzt. Es spricht natürlich nichts gegen einen schönen, unerwarteten Jump scare, ein grandioses Stilmittel im Horrorfilm: Wenn es aber das Einzige ist, was ein Film zu bieten hat, ist das ein entsprechendes Armutszeugnis.
Wer einfach nur ein wenig sinnlos erschreckt werden möchte, wird an „Die Frau in Schwarz 2 – Engel des Todes“ vielleicht noch seine Freude haben. Doch Liebhaber und Kenner des Horrors werden diesem Film wenig abgewinnen können. Glücklicherweise gibt es mit „It Follows“, „The Babadook“ oder „Honeymoon“ genügend sehenswerte Alternativen.
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