Ein Sidekick ist wichtig, damit ein Film gelingen kann. Und einige Sidekicks sind derart gut, dass sie schließlich einen eigenen Film erhalten. In diesen Filmen haben sie dann manchmal sogar selbst Sidekicks. Ja, Filme können verrückt sein. So sind die Minions aus „Ich – Einfach unverbesserlich“ (Teil eins, zwei und vermutlich auch drei) als ulkige Helferlein des Superschurken Gru bekannt und verbreiten genauso viel Spaß wie Chaos – was bei den (jungen) Zuschauern ausgezeichnet ankam. Ein eigenständiger Film war also nur eine Frage der Zeit. In „Minions“ wird daher erklärt, dass es die gelben, bebrillten Kerle schon seit Jahrmillionen gibt und sie immer die Nähe zu schrecklich bösen Geschöpfen gesucht haben. Am Nordpol angekommen finden sie allerdings keinen bösen Meister mehr und führen seitdem ein langweiliges, eintöniges Leben. Minion Kevin beschließt dies allerdings zu ändern und zieht mit seinen Freunden Bob und Stuart in die weite Welt, um einen ultimativ bösen Menschen zu finden, dem sie dienen können.

Es gibt Momente in Kyle Baldas und Pierre Coffins Film, die wahnsinnig komisch und überaus gelungen sind. Doch vor allem strengt das Abenteuer um die Glupschaugen ziemlich an. Das liegt vor allem daran, dass die Minions ausschließlich in ihrer eigenen Sprache kommunizieren (können), die für den Zuschauer nicht verständlich ist. In einem Film wie „Ich – Einfach unverbesserlich“ sicherlich in Maßen nett und putzig – bei einer Laufzeit von 100 Minuten lacht der Zuschauer jedoch irgendwann überhaupt nicht mehr. Auch schaffen es die Regisseure nicht, eine emotionale Bindung aufzubauen, obwohl es zuletzt Mark Burtons und Richard Starzacks „Shaun das Schaf – Der Film“ vollkommen ohne Dialoge gelang, eine fantastische Geschichte zu erzählen. In „Minions“ tauchen die Charaktere so meistens nur auf, um einmal kurz komisch zu sein. Am Anfang treffen Kevin und seine Freunde eine schrullige Familie. Was für eine Möglichkeit, eine Beziehung zwischen Mensch und Minion aufzubauen, die den Film über anhalten und funktionieren kann! Die Familie wird allerdings schnell wieder aus der Geschichte entfernt und die Minions dürfen weiter herumalbern.

Am Ende bleibt die Frage, ob „Minions“ als Musical nicht vielleicht besser funktioniert hätte. Nach dem Abspann gibt es nämlich eine fulminante Gesangseinlage voller Chaos, Energie und den vielleicht besten 3-D-Effekten, die es jemals in einen Animationsfilm geschafft haben. Ärgerlich, dass viele diese Szene gar nicht zu Gesicht bekommen werden. Da die Minions aber mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit ein großer Erfolg werden und uns in einem zweiten Teil nochmals auflauern, darf gehofft werden, dass „Minions 2“ da weitermacht, wo der erste aufgehört hat.

Meinungen

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