Vin Diesel scheint nach dem Erfolg der „Fast & Furious“-Reihe zu glauben, dass er im Alleingang Franchises aus dem Boden stampfen kann, obwohl Versuche wie „xXx“ und „Riddick“ stets so lange auf Nachfolger warten ließen, bis jedes Interesse verflogen war. Sein neuestes Abenteuer heißt „The Last Witch Hunter“ und ist ein Film, dessen Titel so austauschbar ist wie sein Gefolge an Autoren, das sich bisher an entbehrlicher Genreware wie „Dracula Untold“ und dem baldigen „Underworld“-Reboot versucht hat. Seine Prämisse stützt sich auf Erzählmuster und Bilder besserer Fantasy-Stoffe (von „Blade“ über „Highlander“ bis zu „Duell der Magier“), die jungen Kinogängern feuchte Träume bereiten könnte, wenn sie sich mit blasseren Versionen vergangener Erfolge zufriedengeben wollen.
Es ist ohnehin anstrengend, einen Film zu beschreiben, ohne Vergleiche mit seinen Quellen aufzustellen. Ein Versuch: Nachdem Kaulder (Diesel) die Pest im Mittelalter besiegt hat, indem er die dafür verantwortliche Hexe schlachtete, wird er von dieser zu Unsterblichkeit verflucht, auf dass er bis zum heutigen Tag für eine klerikale Geheimorganisation in New York (dargestellt von Pittsburgh) gegen Hexen ankämpft. So ein Nice guy mit beinahe prophetischem Auftrag hat natürlich auch einen Partner, der kurz vor dem Ruhestand steht (Michael Caine) – ein weiser, alter Mann, der seinen seit Jahrzehnten kämpfenden und allein bleibenden Partner gerne glücklich, sprich an der Seite einer Frau, sehen will. Jener Ersatz-Bruce-Wayne hadert aber noch immer mit dem Tod seiner Frau und Tochter, weshalb sein Charakter irgendwann bewegt werden muss, seine Vergangenheit ruhen zu lassen, damit er von vorne beginnen kann. Ein Gedanke, den Diesel in Interviews als Verarbeitung des Todes von Paul Walker erklärt, im Film jedoch keinerlei emotionale Resonanz erzeugt.
Vielleicht liegt dies an seinem Schauspiel, das ausgerechnet unter der Ägide von Breck Eisner (dessen Remake von „The Crazies“ für effektives Horrorkino sorgte) zum nuschelnden Expositionsanrufbeantworter verkommt und in den Kampfszenen reichlich amüsante Grimassen von ihm abverlangt. Trotz der gelegentlich reichhaltigen Ausstattung schafft es aber keiner der Herren, Tempo aufrechtzuerhalten, da sich der Großteil des Films durch Erklärungen über Hexen, Geheimkonsulate, deren Sentinel-Monster und ach so wichtige MacGuffins definiert. Zudem spielt „The Last Witch Hunter“ hauptsächlich in finsteren Sets und deckt diese mit einem omnipräsenten Pixelsturm magischer Verkleidungen ein, als wäre man im Mikrokosmos eines Fernsehfilms gelandet. Direkt aus dem Fernsehen („Game of Thrones“ lässt grüßen) kommt Rose Leslie („Honeymoon“) als Chloe daher – eine gute Hexe mit Ironie, die gerne Selfies mit dem Hexenjäger schießt und zudem ein Dreamwalker ist.
Jenem Begriff wird im typischen Ansporn des Films mehr Bedeutung eingeräumt, als dass die Figur Charme entwickeln kann. Als Mittel zum narrativen Zweck hat es des Hexenjägers neuer Partner (Elijah Wood) ebenso schwierig, einen Eindruck zu hinterlassen, der über den Einsatz von witzigen Kommentaren aus dem Off hinausgeht. Für die Hälfte der Laufzeit wird er sogar überhaupt nicht gebraucht und ist somit ein weiteres Symptom für einen Film, der niemals in die Gänge kommt und stattdessen Standardbilder von Rückblenden, Schwertkämpfen mit CGI-Monstern in dunklen Höhlen sowie dem nahenden Ende der Welt bemüht. „I don’t know what’s coming next“, sagt sich Kaulder im Finale – und man will antworten, dass es, wenn überhaupt, hoffentlich mehr als Nichts sein wird.
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