Zwar darf in Disney-Filmen ab diesem Jahr nicht mehr geraucht werden – aber blutiger als der durchschnittliche moderne Horrorfilm sind die Filme des Studios wahrscheinlich immer noch. Auch „The Lazarus Effect“ von David Gelb folgt daher einem Trend, der für das Genre die Pest ist: dem Horrorfilm mit PG-13-Rating. In dieser Art Film wird Blut nicht gerne gesehen und sogar das Fluchen sollte besser unterlassen werden. Und so macht „The Lazarus Effect“ das, was beinahe jeder Horrorfilm heutzutage macht: Er baut einen Schockeffekt nach dem anderen auf. Es spricht absolut nichts gegen das Mittel Jumpscare – aber wenn es das Einzige ist, was ein Film einzusetzen vermag, wird das auf Dauer schlicht langweilig und nervtötend.

Hier geht es explizit um ein Forschungsteam, das ein Serum entwickelt hat, welches Tote ins Leben zurückholen kann. Aber irgendetwas scheint mit diesen Personen im Anschluss nicht mehr zu stimmen. Wer sich an „Frankenstein“ und „Flatliners“ erinnert fühlt, liegt richtig. Obwohl es dem Genre niemand übel nimmt, wenn etwas Bekanntes rezitiert oder adaptiert wird, sollte es richtig gemacht werden – und David Gelb scheitert mit seinem Film daran. Sogar gute Schauspieler wie Olivia Wild und Mark Duplass agieren unter der Regie Gelbs wie hilflose Achtklässler in einem Theaterstück. So reitet der Film immer wieder darauf herum, dass die von Wild verkörperte Zoe vor Jahren ein schweres Trauma erlitten hat, das sie noch immer verfolgt. Wirklich ärgerlich ist an alledem aber, dass der Film bei einem Budget von 3,3 Millionen US-Dollar selbst mit einem schwachen Boxoffice von 24 Millionen US-Dollar ein Vielfaches seiner Produktionskosten wieder einspielen konnte.

Dies eint „The Lazarus Project“ mit vielen ähnlichen Produktionen, die landesweit in die Kinos kommen: Denn sie haben keine Substanz und sind maximal nach dem letzten Schockeffekt wieder vergessen. Vielleicht ist das aber auch beabsichtigt, um möglichst viele dieser Filme in die Lichtspielhäuser zu bringen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen – Ti West ist ein schönes Beispiel. Der junge Filmemacher aus den Vereinigten Staaten sorgt seit Jahren für furiose Genrebeiträge. Es stellt sich nur die Frage, warum seine Filme so desaströs schlecht im Kino laufen. Wahrscheinlich, weil Blut fließt, weil geraucht und geflucht wird.

Meinungen

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