Brad Bird ist ein Zauberer. Wie er es anstellt, weiß niemand – aber seine Filme („Ratatouille“, „Die Unglaublichen – The Incredibles“) sind derart unterhaltsam und grandios inszeniert, dass sie auch nach der zehnten Sichtung ein Genuss bleiben. Das uneingeschränkte Vertrauen seiner Liebhaber büßt Bird zwar auch nach „A World Beyond“ nicht ein. Doch was von seinem neuesten Werk zu halten ist, weiß man dennoch nicht genau. So verrennt sich die riesige Disney-Produktion auf beinahe spektakuläre Weise und fährt nach einem soliden, anfänglichen Verlauf ein solch desaströses Finale auf, dass man seinen Augen kaum trauen kann. Die ersten neunzig Minuten des Films sind wie eine wilde Achterbahnfahrt, die nicht einfach zu durchschauen ist: Es geschehen so viele Dinge, dass unklar bleibt, was genau passiert.

But first things first: Die Teenagerin Casey (Britt Robertson) findet eine Anstecknadel, die sie bei Berührung in die fantastisch-futuristische Welt Tomorrowland versetzt. Getrieben von ihrer Neugierde macht sie sich auf, diese Welt zu erkunden. Und mehr muss an dieser Stelle zum Inhalt nicht erwähnt werden, da „A World Beyond“ ein Film ist, den man selbst entdecken sollte. Weil er überrascht, verunsichert und auf bizarre Art und Weise fasziniert. Nicht nur entpuppt sich Caseys Suche nach Tomorrowland phasenweise als niedliches Disney-Roadmovie, das an Filme wie „Stand By Me“ erinnert. Sondern sie trifft auf ihrer Reise auch ungewöhnliche Leute wie George Clooney, der sogar eine Zeit in Tomorrowland wohnte. Jener George Clooney ziert momentan so ziemlich jedes Poster, das es für den Film gibt. Sein Gesicht ist „A World Beyond“ – und das ist schlicht und ergreifend falsch, da Britt Robertson Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist. Immerhin wird sie nach Clooney und Hugh Laurie als Dritte im Abspann genannt. Disney kann eben.

Am Ende bleiben viele Fragen unbeantwortet. Vielleicht werden die Antworten aber auch so schnell vermittelt, dass man diese als Zuschauer gar nicht mitbekommen kann. Das Tempo des Films ist in diesem Sinne unausgewogen, was an sich nicht unbedingt etwas Schlechtes bedeutet. Doch wird hier vor allem viel Energie in das verpatzte Finale investiert, dass der Gesamteindruck dadurch getrübt wird. Es stellt sich außerdem die Frage, für wen der Film wirklich konzipiert wurde. Denn „A World Beyond“ passt in keine Zielgruppe. Ob sich Disney mit ihrem Sommerblockbuster also dieses Jahr nicht ein wenig verschätzt hat? Vielleicht wird auch Brad Bird in einigen Jahren auf seinen Film zurückblicken und sich fragen, um was es in „A World Beyond“ eigentlich wirklich ging.

Meinungen

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Bisherige Meinungen

18. Mai 2015
10:20 Uhr

Ich darf diesen Film nicht „Tomorrowland“ nennen, ich darf diesen Film nicht „Tomorrowland“ nennen, ich darf diesen Film nicht „Tomorrowland“ nennen, ich darf diesen Film nicht „Tomorrowland“ nennen, ich darf diesen Film nicht „Tomorrowland“ nennen, ich darf diesen Film nicht „Tomorrowland“ nennen, ich darf #§&!% …
(Aussage des Films ist der Mumpitz des Jahres, sofern sie überhaupt jemand verstehen sollte. Ansonsten: Overkill.)

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