Um sehenswerte Horrorfilme zu finden, muss das Programm der Lichtspielhäuser schon genauer inspiziert werden. Die meisten Multiplexe zeigen nämlich lediglich öden Konservenfraß à la „Annabelle“ und „Insidious 3“, während außergewöhnliche Perlen wie „It Follows“ und „Ich seh, Ich seh“ einen schweren Stand in puncto Spielzeiten haben. Aber immerhin schaffen es diese Filme überhaupt ins Kino! Allzu oft fristen interessante Produktionen nämlich ein Dasein im Heimkinomarkt. Das ist schade und reichlich ärgerlich, da vor allem Horrorfilme auf der großen Leinwand ihre ganze Kraft und Stärke entfalten. Und „From the Dark“ ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür.

Die kleine Produktion von Conor McMahon erfindet das Rad natürlich nicht neu: Ein Pärchen möchte in den Urlaub, verfährt sich gnadenlos und hat zu allem Übel bei eintretender Dunkelheit noch eine Reifenpanne. Auf einem alten Bauernhof suchen die beiden Hilfe – doch dort gehen bei Nacht blutrünstige Kreaturen um, die über alle Maßen lichtempfindlich sind. Ein grausamer Kampf auf Leben und Tod beginnt. Innovative Geschichten sehen in der Tat anders aus. „From the Dark“ bewegt sich allerdings geschmeidig durch das Genre und hält sein Tempo durch, nachdem es einmal zum Rollen gekommen ist. Es gibt nur wenige Pausen, was dafür sorgt, dass man sich ausgezeichnet in das Szenario und den Horror des Paares hineinversetzen kann. Experten des Genres werden ohnehin schnell merken, ob Mann oder Frau auf der Strecke bleiben wird. Und es trifft letztlich auch den richtigen Charakter! Die anschließende One-(Wo)man-Show kann sich ebenso sehen lassen und treibt den Puls in die Höhe.

Es macht zudem Spaß zu sehen, auf was für Ideen die Charaktere kommen, um in die finstere Nacht etwas Licht zu bringen. Dass die Protagonisten bisweilen unüberlegt handeln, liegt in der Natur der Sache. Außerdem verzeiht man McMahon diese augenzwinkernden Fehltritte viel eher als dröger PG-13-Massenware. Und genau deshalb ist es schade, dass dieser Film nicht in die Kinos kam und auf wenigen Festivals zu sehen war.

Meinungen

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Kinostart: 20.10.2016

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Kinostart: 13.10.2016

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Kinostart: 06.10.2016

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Kinostart: 29.09.2016

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Andrew Stanton und Co. stapeln dramaturgische Hemmschwellen, anstatt dem Filmtitel nachzugehen.

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Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

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Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

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Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.