In was für goldigen Zeiten wir doch leben: Nicht nur die Sonne sendet wieder wärmere Strahlen des Glücks aus – nein, auch von der sommerreifen Côte d’Azur kommen nun die großen Meldungen rein, welche heißen Filme im Wettbewerb um die Goldene Palme zu sehen sein werden. Das 68. Festival de Cannes liest sich mit seiner Auswahl damit nicht weniger einladend als die jährliche Blockbuster-Saison, nur eben mit entsprechend anspruchsvolleren Aussichten. Der entscheidende Unterschied ist aber, dass die dunklen Säle vor Ort neben Stars, Sternchen, Journalisten und Vertriebschefs auch dazu dienen, herauszufinden, welche Werke potenzielle Herrscher der Kino-Zukunft abgeben können. Dafür wird nicht nur der Filmmarkt angekurbelt, sondern auch eben jener Wettbewerb, an dem das Prestige internationaler Kunstfertigkeit festgestellt wird. Und zwar derartig ekstatisch, dass die Extreme von Standing Ovations und gnadenlosen Buhrufen beim sonst so gediegenen Kritikerzirkel offenbar durchweg Hand in Hand gehen. Muss wohl an den steigenden Temperaturen liegen.

Entsprechend läuft der hitzige „Mad Max: Fury Road“ außer Konkurrenz, wie auch das Spektrum der Emotionen seine Wildheit anhand von PixarsAlles steht Kopf“ in derselben Kategorie ausleben darf. Der Titel gebende „Irrational Man“ von Woody Allen dürfte also in guter Gesellschaft sein. Im Wettbewerb selbst tummeln sich aber zudem noch andere brutale Gesellen: Hou Hsia-hsiens „The Assassin“ dürfte wie Justin Kurzels „Macbeth“ die Schwerter wetzen lassen, während Emily Blunt in Denis Villeneuves „Sicario“ eben jenen mexikanischen Drogenbaron erwischen muss. Versöhnlicher, aber emotional bestimmt nicht weniger stürmisch lädt Todd Haynes sein neues Melodram „Carol“ auf, neben dem Paolo Sorrentino („La Grande Bellezza“) mit einem ebenso wehmütig schönen Blick der Alten auf die „Ewige Jugend“ zurückkehrt – Jacques Audiard („Dheepan“) und Hirokazu Koreeda („Our Little Sister“) gehen sicher nicht minder tränenreich zu Gange. Mit dem Tod beschäftigt sich hingegen Gus Van Sant in „The Sea of Trees“ und womit sich Yorgos Lanthimos beim „The Lobster“ beschäftigt, klingt in der Synopsis schon höchst unberechenbar – wie die Riege an Filmen in der Kategorie Un Certain Regard.

Damit Ihr, werte Leser, diese auch in Erinnerung behaltet oder schon potenzielle Favoriten wählen könnt, soll Euch die ausführliche Liste an Filmen des Wettbewerbs im Folgenden einen Überblick verschaffen und Eure Schaulust wecken. Die Sonne bleibt Euch danach immer noch erhalten, der Gang ins Kino stellt aber wieder mal außergewöhnliche Erfahrungen in Aussicht, die nicht von dieser Welt sind.

Das 68. Festival de Cannes findet vom 13. bis 24. Mai 2015 statt. Wie bereits letztes Jahr werden wir natürlich vor Ort sein, um über dieses cineastische Festessen zu berichten.

Das Programm im Überblick

Eröffnungsfilm

Wettbewerb

  • Hou Hsiao-hsien, „The Assassin“
  • Todd Haynes, „Carol“
  • Michel Franco, „Cronic“
  • Jacques Audiard, „Dheepan“
  • Yorgos Lanthimos, „The Lobster
  • Joachim Trier, „Louder Than Bombs“
  • Justin Kurzel, „Macbeth
  • Valérie Donzelli, „Marguerite and Julien“
  • Maïwenn, „Mon roi“
  • Jia Zhangke, „Mountains May Depart“
  • Nanni Moretti, „My Mother“
  • Hirokazu Koreeda, „Our Little Sister“
  • Gus Van Sant, „The Sea of Trees“
  • Denis Villeneuve, „Sicario
  • Stephane Brize, „A Simple Man“
  • László Nemes, „Son of Saul“
  • Matteo Garrone, „Das Märchen der Märchen
  • Guillaume Nicloux, „Valley of Love“
  • Paolo Sorrentino, „Ewige Jugend

Außer Konkurrenz

Un Certain Regard

  • José Luis Rugeles Gracia, „Alias Maria“
  • Naomi Kawase, „Kirschblüten und rote Bohnen
  • Apichatpong Weerasethakul, „Cemetery of Splendor“
  • David Pablos, „The Chosen Ones“
  • Neeraj Ghaywan, „Fly Away Solo“
  • Gurvinder Singh, „The Fourth Direction“
  • Dalibor Matanic, „The High Sun“
  • Laurent Lariviere, „I Am a Soldier“
  • Kiyoshi Kurosawa, „Journey to the Shore“
  • Yared Zeleke, „Lamb“
  • Shin Suwon, „Madonna“
  • Alice Winocour, „Maryland“
  • Ida Panahandeh, „Nahid“
  • Radu Muntean, „One Floor Below“
  • Roberto Minervini, „The Other Side“
  • Grimur Hakonarson, „Rams“
  • Oh Seung-uk, „The Shameless“
  • Brillante Mendoza, „Taklub“
  • Corneliu Porumboiu, „The Treasure“

Sonderaufführungen

  • Barbet Schroeder, „Amnesia“
  • Seamuel Benchetrit, „Asphalt“
  • Natalie Portman, „A Tale of Love & Darkness“
  • Elad Keidan, „Hayored Lema’ala“
  • Robert Guédiguian, „Une histoire de fou“
  • Pavle Vuckovic, „Panama“
  • Souleymane Cisse, „Oka“

Mitternachtsaufführungen

  • Asif Kapadia, „Amy“
  • Gaspar Noé, „Love“
  • Hong Won-chan, „Office“

Cannes Classics

  • Stig Björkman, „Ingrid Bergman: In Her Own Words“

Das Programm der „Quinzaine des réalisateurs“ im Überblick

Eröffnungsfilm

  • Philippe Garrel, „Im Schatten der Frauen“

Langfilme

  • Marcia Tambutti, „Allende, mi abuelo Allende“
  • Miguel Gomes, „Arabian Nights“
  • Jaco Van Dormael, „Das brandneue Testament“
  • Thomas Bidegain, „The Cowboys“
  • Ciro Guerra, „Embrace of the Serpent“
  • Philippe Faucon, „Fatima“
  • Arnaud Desplechin, „My Golden Years“
  • Jeremy Saulnier, „Green Room“
  • Magnus von Horn, „The Here After“
  • Nabil Ayouch, „Much Loved“
  • Deniz Gamze Erguven, „Mustang“
  • Sharunas Bartas, „Peace to Us in Our Dreams“
  • Fernando Leon de Aranoa, „A Perfect Day
  • Chloe Zhao, „Songs My Brothers Taught Me“

Sonderaufführung

Abschlussfilm

  • Rick Famuyiwa, „Dope

Das Programm der „Semaine de la critique“ im Überblick

Eröffnungsfilm

  • Elie Wajeman, „The Anarchists“

Wettbewerb

  • Arab Abunasser und Tarzan Abunasser, „Degrade“
  • Trey Edward Shults, „Krisha“
  • Jonas Carpignano, „Mediterranea“
  • Clement Cogitore, „Ni le ciel, ni la terre“
  • Santiago Mitre, „Paulina“
  • Andrew Cidivino, „Sleeping Giant“
  • Cesar Acevedo, „La tierra y la sombra“

Sonderaufführung

  • Louis Garrel, „Les deux amis“

Abschlussfilm

  • Mathieu Vadepied, „La Vie en grand“

Meinungen

Teile uns deine Meinung zu „Das Programm des 68. Festival de Cannes“ mit. Die Angabe eines Namens, einer korrekten E-Mail-Adresse sowie der Kommentartext sind verpflichtend. Alle Meinungen werden moderiert.

Kinostart: 14.09.2017

Mr. Long

In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Kinostart: 27.07.2017

Django

Étienne Comars Debüt eröffnet mit einem Porträt über Django Reinhardt die 67. Berlinale.

Kinostart: 06.04.2017

Tiger Girl

Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.

Kinostart: 09.03.2017

Wilde Maus

Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.