Die Berlinale ruft! Das Feuer lodert! Wir widmen uns in langen Fahrten, langen Schlangen, langen Tagen, lang zusammengepressten Gesäßen, leeren Mägen und kurz entspannten Nächten den Wirrungen der 64. Internationalen Filmfestspiele Berlin – in Berlin. Live! Enthüllend! Wild! Berlinesk!

So sehen wir des größten Schatzes Kunst zerspringen („Monuments Men“) und die Nacktheit hinfort verrinnen („Nymphomaniac 1“, Langfassung), einen Zug sich durch Klippen zwingen („Snowpiercer“) und ein Ensemble und ihren Concierge rennen, winden und in einem Chaos der Pietät ringen („The Grand Budapest Hotel“, Eröffnungsfilm). Natürlich sei dies nur ein minimaler Vorgeschmack auf das Kommende, welches uns nicht nur die Kunst des Wartens abringt, sondern die Kunst des permanenten Sehens über zehn Tage hinweg. Wenn die Augen immer müder, der Körper schlaffer und jegliches Magenknurren nur in dem Knurren der Journalisten und des Publikums um einen noch übertönt wird.

Überblick

Kritik

’71 – Hinter feindlichen Linien

Yann Demange, Großbritannien (2014)

Anarchie und Subversion: Yann Demanges Debüt ist ein solider Thriller und vages Psychogramm über die Schrecken des Krieges.

Dokumentation

20.000 Days on Earth

Iain Forsyth, Großbritannien (2014)

Der Kannibale: Wo die wilden Rosen wachsen, wagt sich Musiker Nick Cave zu transformieren.

Kritik

Am Sonntag bist du tot

John Michael McDonagh, Irland (2014)

Der Kalvarienberg am irischen Strand: Das Drehbuch von John Michael McDonagh hat großes Potential, scheitert jedoch in der Umsetzung.

Kritik

Boyhood

Richard Linklater, USA (2014)

Amerikanische Nouvelle Vague: Richard Linklater drehte seit 2002 an dieser zeitlosen Wiedergabe des Zeitgenössischen.

Kritik

Das finstere Tal

Andreas Prochaska, Österreich (2014)

Die verschneite Heimat wird zum wilden Westen: Ein beklemmend dunkler Hybrid aus Naturdokumentation, Western und Heimatfilm.

Kritik

Einer nach dem anderen

Hans Petter Moland, Norwegen (2014)

Norwegische Rachsucht: Hans Petter Molands vierte Zusammenarbeit mit Stellan Skarsgård unterhält mit Witz und Action.

Kritik

Feuerwerk am helllichten Tage

Yi'nan Diao, China (2014)

Die fragile Sehnsucht nach der dezenten Gewalt: Diao Yinans Gewinner der Berlinale ist ein beeindruckender, asiatischer Film noir.

Kritik

Grand Budapest Hotel

Wes Anderson, USA (2014)

Deine Welt ist Plastik! Wes Anderson eröffnet die Berlinale als Concierge und mutiger Lobbyboy.

Kritik

Kreuzweg

Dietrich Brüggemann, Deutschland (2014)

Leiden in Kapiteln: Dietrich Brüggemann konfrontiert Fanatismus mit einer moralisch vorwurfsvollen Passionsgeschichte.

Kritik

Kumiko, the Treasure Hunter

David Zellner, USA (2014)

Rotkäppchen im Schneewittchenland: Eine moderne, urbane Legende über eine Frau, die das Kino in seinen Traumstadien abgrast.

Kritik

Liebe geht seltsame Wege

Ira Sachs, USA (2014)

Choral der Umwege: Zwei alte Männer trennt eine Lebenssituation, die sie in die Arme ihrer Freunde und Familie weist.

Kritik

Monuments Men

George Clooney, USA (2014)

Monumental un-komisch: George Clooney und seine VIP-Gang auf den Spuren wichtiger Kunstschätze in Nazi-Europa.

Kritik

Nymphomaniac 1

Lars von Trier, Dänemark (2013)

Vom Tier und von Lars von Trier: Der Anfang vom Ende der Depression. Lars von Triers neues penetrierendes Meisterwerk.

Kritik

Praia do Futuro

Karim Aïnouz, Brasilien (2014)

Auf den Spuren der Liebe: Aïnouz’ intimes Beziehungsdrama feierte bereits auf der Berlinale seine Premiere.

Kritik

Stratos

Yannis Economides, Griechenland (2014)

Griechische Lakonie : Yannic Economides’ Presseflop der Berlinale beweist typisch griechische Rigorosität.

Kritik

Symphony No. 42

Reka Bucsi, Ungarn (2014)

Die Antwort auf alles: Douglas Adams wäre ebenso stolz wie Joseph Haydn. Was 47 Szenerien alles zeigen können.

Kritik

The Dam Keeper

Robert Kondo, USA (2014)

Die Essenz der Freundschaft: Robert Kondo und Daisuke Tsutsumi malen den lebenden Animationsfilm.

Kritik

Yves Saint Laurent

Jalil Lespert, Frankreich (2014)

Die Rivalität des eigenen Ichs: Jalil Lespert gewährt einen Blick in die Welt des Yves Saint Laurent, sein Schaffen und seine Manie.

Meinungen

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Kinostart: 16.02.2017

Elle

Paul Verhoeven kehrt zum Wechselspiel der Moral in der humanistischen Rücksichtslosigkeit zurück.

Kinostart: 08.12.2016

Right Now, Wrong Then

Hong Sang-soo parodiert die Macht der Wahrnehmung, indem er sie egoistisch nacherzählt.

Kinostart: 01.12.2016

Die Hände meiner Mutter

Florian Eichinger blickt realitätsbewusst auf die Anatomie und Konsequenzen des Missbrauchs.

Kinostart: 17.11.2016

Amerikanisches Idyll

Ewan McGregors Regiedebüt bemüht nur ein vages und moralinsaures Porträt einer Radikalisierung.

Mr. Long

Sabu, Japan (2017)

Zerbrochene Leben und einstürzende Neubauten: In seiner neunten Berlinale-Teilnahme schickt Sabu Rindersuppen in den Wettbewerb.

Wilde Maus

Josef Hader, Österreich (2017)

Selbstmord durch gefrorenes Wasser: Josef Haders Debüt als Regisseur ist ein harmloser Film über Kommunikation und Schnee.

Occidental

Neïl Beloufa, Frankreich (2017)

Italiener trinken keine Cola! Neïl Beloufa verzettelt sich in seinem chaotisch-absurden Kammerspiel-Debüt.

Tiger Girl

Jakob Lass, Deutschland (2017)

Freiheit durch Reduktion: Jakob Lass’ dritter Langfilm zeigt erneut befreites, deutsches Kino basierend auf einem Skelettbuch.