Stichwort Auslandspresse. Die Hollywood Foreign Press Association frisst sich ja gemeinhin durch das filmische Potenzial einiger weniger Monate. Dieses Jahr jedoch wählten sie nicht erneut Angelina Jolie zum familiären Starlett der Golden Globes (weder als Darstellerin in „Maleficent“ noch als Regisseurin von „Unbroken“), sondern den neuen Bondbösewicht Christoph Waltz – mit seiner nunmehr dritten Nominierung. Und dass, obwohl bislang (im Gegensatz zu „Unbroken“) keinerlei Debatte um Tim Burtons „Big Eyes“ entbrannte und sich niemand sicher war, ob und inwiefern der Film überhaupt von den Stimmberechtigten gesehen wurde. Nun denn: „Unbroken“ adé. Nicht aber Wes Andersons „Grand Budapest Hotel“, der sich in der Globe’schen Trennung zwischen Komödie und Drama sehr wohl fühlt und gleich als Kandidat für vier Spielereien empfiehlt (darunter auch Ralph „Hold it“ Fiennes). Eine Premiere bei der Berlinale im eiskalten Februar am Anfang des Jahres muss also nicht zwingend von Nachteil sein.
Stichwort J.K. Simmons. Er ist da und bereit. Selbst wenn alle anderen würdigen Gewinner irgendwie den Bach runtergehen. Sollte er tatsächlich mit einer Quote von schätzungsweise 99,99 Prozent gewinnen, dann haben die Golden Globes schon eine bessere Entscheidung getroffen als viele Jahre zuvor.
Stichwort Vielfalt. Äußerst erfreulich ist vor allem, dass Ava DuVernays „Selma“ nach der gestrigen Schmach bei den Nominierungen der Screen Actors Guild endlich Berücksichtigung erfährt – und damit vielleicht sogar Frau Jolies Platz als Regisseurin im Männerzirkus einnahm. Als Anführer der Garde bleibt noch immer Alejandro González Iñárritus „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“ mit sieben Chancen vor Richard Linklaters „Boyhood“ mit fünf. Was sich in den nächsten Wochen entsprechend festigen dürfte. Filme mit einem B als Anfangsbuchstaben im Titel taugen wohl. Vielleicht gehen wir also nächstes Jahr zum C über?
Stichwort Rätsel. Immerhin 53 Filme schafften dieses Jahr den Sprung und bewarben sich um eine Nominierung als „Bester fremdsprachiger Film“. Das ist schön. Nicht so schön allerdings, dass folgende Werke nun nicht nominiert wurden: „Mommy“, „The Raid 2“, „Timbuktu“, „Zwei Tage, eine Nacht“, „Venus im Pelz“, „Winterschlaf“, „Yves Saint Laurent“. Und „Die Vampirschwestern 2“ auch nicht. Neben so einigen anderen, die ebenso hochwertig sind. Ach je.
Die Nominierungen im Überblick
Bester Film – Drama
- „Boyhood“
- „Die Entdeckung der Unendlichkeit“
- „Foxcatcher“
- „Selma“
- „The Imitation Game“
Bester Film – Komödie oder Musical
- „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“
- „Grand Budapest Hotel“
- „Into the Woods“
- „Pride“
- „St. Vincent“
Beste Regie
- Wes Anderson, „Grand Budapest Hotel“
- Ava DuVernay, „Selma“
- David Fincher, „Gone Girl“
- Alejandro González Iñárritu, „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“
- Richard Linklater, „Boyhood“
Bester Hauptdarsteller – Drama
- Steve Carell, „Foxcatcher“
- Benedict Cumberbatch, „The Imitation Game“
- Jake Gyllenhaal, „Nightcrawler“
- David Oyelowo, „Selma“
- Eddie Redmayne, „Die Entdeckung der Unendlichkeit“
Beste Hauptdarstellerin – Drama
- Jennifer Aniston, „Cake“
- Felicity Jones, „Die Entdeckung der Unendlichkeit“
- Julianne Moore, „Still Alice“
- Rosamund Pike, „Gone Girl“
- Reese Witherspoon, „Der große Trip – Wild“
Bester Hauptdarsteller – Komödie oder Musical
- Ralph Fiennes, „Grand Budapest Hotel“
- Michael Keaton, „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“
- Bill Murray, „St. Vincent“
- Joaquin Phoenix, „Inherent Vice“
- Christoph Waltz, „Big Eyes“
Beste Hauptdarstellerin – Komödie oder Musical
- Amy Adams, „Big Eyes“
- Emily Blunt, „Into the Woods“
- Helen Mirren, „Madame Mallory und der Duft von Curry“
- Julianne Moore, „Maps to the Stars“
- Quvenzhané Wallis, „Annie“
Bester Nebendarsteller
- Robert Duvall, „Der Richter – Recht oder Ehre“
- Ethan Hawke, „Boyhood“
- Edward Norton, „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“
- Mark Ruffalo, „Foxcatcher“
- J.K. Simmons, „Whiplash“
Beste Nebendarstellerin
- Patricia Arquette, „Boyhood“
- Jessica Chastain, „A Most Violent Year“
- Keira Knightley, „The Imitation Game“
- Emma Stone, „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“
- Meryl Streep, „Into the Woods“
Bestes Filmdrehbuch
- „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“
- „Boyhood“
- „Gone Girl“
- „Grand Budapest Hotel“
- „The Imitation Game“
Beste Filmmusik
- „Birdman oder die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit“
- „Die Entdeckung der Unendlichkeit“
- „Gone Girl“
- „Interstellar“
- „The Imitation Game“
Bester Filmsong
- Big Eyes („Big Eyes“)
- Glory („Selma“)
- Mercy Is („Noah“)
- Opportunity („Annie“)
- Yellow Flicker Beat („Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“)
Bester fremdsprachiger Film
- „GET – Der Prozess der Viviane Amsalem“
- „Höhere Gewalt“
- „Ida“
- „Leviathan“
- „Tangerines“
Bester Animationsfilm
- „Die Boxtrolls“
- „Baymax – Riesiges Robowabohu“
- „Drachenzähmen leicht gemacht 2“
- „Manolo und das Buch des Lebens“
- „The Lego Movie“
Die Verleihung findet am 11. Januar statt und liegt damit minimal vor den Nominierungen der Oscars am 15. Januar, was zu jenem Zeitpunkt keine Auswirkungen auf mögliche Kandidaten mehr hat.
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Kein Kaguya, kein Interesse. :-/